ZVS-Wanderung durch Rocherath und Krinkelt

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Geschrieben am 01.10.2011

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Von einer Rodungssiedlung, dem Leben im Dorf und der Ardennenoffensive

Geschichtliches:

Krinkelt (Quirinsfeld): in der 2. Siedlungsperiode wahrscheinlich im Hochmittelalter (Jenniges: um 1140) entstanden. (Dorfname endend auf „feld“ – mittlere Siedlungsperiode: Wirtzfeld, Mirfeld…) Benennung nach dem Hl. Quirinus (Malmedy) oder nach dem ersten Siedler.

Rocherath: Der Überlieferung zufolge Gründung in der spätmittelalterlichen Pestzeit (Mitte 14. Jh.) („rath“ = roden vgl. Berterath, Lanzerath…) (Bennennung nach Rochus von Montpellier: Pestheiliger)

Ursprünglich zwei getrennte Ortschaften, die sich im Laufe der Jh. zu einer immer stärkeren Einheit entwickelten. Erste nachweisliche schriftliche Erwähnung in einem Feuerstättenverzeichnis von 1501. Damals wurden in Krinkelt 12, in Rocherath 9 Häuser gezählt (Wirtzfeld: 17) Gehörte zu den 7 Ortschaften des Hofes Büllingen.

Ardennenoffensive Dezember 1944: Die amerikanische Führung hatte die strategische Bedeutung von Rocherath – Krinkelt erkannt und gab den Befehl, die beiden Dörfer ohne Rücksicht auf Verluste zu verteidigen.  Die Stellung sollte so lange gehalten werden, bis es gelungen sei, Material und Truppen bis zur „Rodderhöhe“ zwischen Wirtzfeld und Elsenborn zu bringen. Als die SS-Truppen unter Obersturmbannführer Jochen Peiper am 17. Dezember von Honsfeld aus Büllingen zurück eroberten, mussten auch noch die im Raum Büllingen operierenden amerikanischen Truppen über Rocherath zur Rodderhöhe geschleust werden. Daher war die Doppelortschaft in jenen Tagen einem massiven Dauerbeschuss ausgesetzt; Rocherath wurde zu 90%; Krinkelt zu 75% zerstört.

Kirche und Kirchengeschichte:  Bis 1602 gehörte Rocherath zur Pfarre Büllingen. Ab 1602: Besuch der Gottesdienste in Wirtzfeld; ebenfalls Bestattungsort (vgl. Messeweg) 30.09.1803: Neugliederung der Pfarrbezirke; Rocherath-Krinkelt wird eigenständige Pfarre.

Erste Kirche: der Kölner Erzbischof Joseph Clemens gestattete den Einwohnern von Rocherath – Krinkelt am 18.04.1704 eine Kapelle zu errichten.  Am 3. November 1705 wurde die Kapelle (Standort: jetziger Friedhof) eingeweiht.   Da diese Ende des 19. Jh. einerseits baufällig, andererseits zu klein geworden war, wurde bereits 1888 ein „Kirchenneubausammelverein“ gegründet und 1901 konkrete Pläne für einen Neubau erstellt.  1905 wurde der Grundstein für die neue Kirche im neogotischen Stil gelegt.  (Volksmund: „Eifeldom“).  Turmhöhe: 52 m.  Die alte Kirche wurde 1908 abgerissen.

Nach der Zerstörung in der Ardennenoffensive: Von Mai bis Herbst 1945 Errichtung einer Notkirche (jetzige Parkanlage).  Am 3. Mai 1953: Grundsteinlegung zur neuen Pfarrkirche im neoromanischen Stil; Einfluss italienischer Architektur (Arkadenreihen und Freistehender Glockenturm) Über dem Außenportal: Hl. Johannes der Täufer.  Innenraum: Basilika mit flacher Decke; Keramikarbeiten: Kreuzweg, Seitenaltäre, Hauptaltar, Predigtstuhl, Tabernakel, Taufstein: Werk des damals jungen Künstlers André Pirlot aus Ensival. – Gemälde / Kreuzigung Christi: Frans Griesenbrock – Kirchenfenster: Entwurf André Blank, Raeren; 1963 eingesetzt. – Orgel: 1969 von der Fa. Stahlruht aus Aachen hergestellt und eingebaut.

Parkanlage: Standort der Notkirche.  Zwei Denkmäler wurden hier in den 90er Jahren zum Dank und zur Erinnerung an die 99. Amerikanische Infanteriedivision und die 2. Amerikanische Infanteriedivision „Indian Head“ aufgestellt.

Lausdell (Falkenhorst): 1920 als Herrenhaus und Pferdegestüt durch einen Schlesier namens Glaubitz errichtet.  Wegen finanzieller Schwierigkeiten verließ dieser Rocherath schon nach einigen Jahren und das Gut wechselte im Laufe der Zeit häufig den Besitzer.  1977 wurde das Anwesen zur Diskothek unter dem Namen „Falkenhorst“ umgebaut.  1993 ging es in den Besitz des Düsseldorfer Anwalts Zarnekow über, der es einige Jahre später wieder verkaufte.  Derzeit im Besitz eines Dürener Freiherrn.

Krinkelter Venn: ehemals landwirtschaftlich genutzte sumpfige Wiesen wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte aufgeforstet.

Gerbereien: Ab etwa 1850 entwickelte sich insbesondere in Krinkelt (zahlreiche Quellen und daher genügend frisches Wasser) die Lederverarbeitung zu einem interessanten Gewerbezweig.  Die bekannteste Gerberei (Heinen) soll Leder bis Kraukau und Leipzig exportiert haben und war daher mitunter ein ganzes Jahr mit Fuhrwerken unterwegs.  Ortsbezeichnungen „In der Kull“ (Grube); „Jerbesch“; und „Heene Kull“ erinnern an die ehemaligen Gerber.  Die letzte Gerberei schloss („Jerbesch“) stellte 1949 den Betrieb ein.

Quellen: Geschichtsgruppe Rocherath: „Schicksalsgemeinschaft im Schatten des Dreiherrenwaldes“ – „In Ständigem Aufbruch“)

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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