ZVS-Wanderung von Lascheid nach Richtenberg und Leithum (L)

Abgelegt in Allgemein, Geschichtliche Themen

Geschrieben am 01.10.2011

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Von Grenzen, einem einsamen Weiler und den 14 Nothelfern
Die besonders günstige Lage Lascheids, in einer wetterabgewandten, sumpffreien und trockenen Talmulde unterhalb des Harteknopfes, hat wohl schon früh Siedler angezogen: an den südlichen Hängen des Harteknopfes und auch am Südhang zwischen Harteknopf und Ourberg fanden sich im 19. Jh. noch Vertiefungen, welche als vorgeschichtliche Wohngruben, sog. Mardelle, gedeutet wurden. Im freien Feld sind diese vermutlch auf keltische Bewohner hindeutende Gruben heute nicht mehr feststellbar. Wenn die Kelten auch keine deutliche Spuren hinterlassen haben, so ist doch bekannt, dass die römischen Siedler Straßen bauten, die sich heute noch in der Gegend festellen lassen. In unmittelbarer Nähe zu Lascheid zweigt in der Nähe des Käsfurt (Beiler) ein aus der Römerzeit stammender Verbindungsweg von der Straße Thommen – Luxemburg ab und führt in östliche Richtung über Lascheid nach Reuland und Lommerweiler. Um 1500 erscheint das Lascheid erstmals urkundlich als Lantscheid, Lanscheid, Laschet o.ä., als Ort an der Landesscheide, Landesgrenze. Lehrer Heukemes (um 1920) erklärt den Ortsnamen mit der Teilung des Reiches von König Lothar II. im Vertrag von Meersen (870). Seine Onkel Karl der Kahle (823-877 und Ludwig der Deutsche (806-876) erhielten den südwestlichen bzw. den nordöstlichen Teil: Die Trennungslinie verlief ungefähr entlang der Flüsse Maas, Ourthe, Mosel, Marne, Saône und dann durch das Juragebirge. König Ludwig erhielt vom Ardennergau (zu dem unser Gebiet gehörte) alles Land, welches östlich einer Linie liegt, welche die Ourthe bildet, von ihrer Einmündung in die Maas aufwärts bis zu ihrer Quelle zwischen Besslingen und Thommen (inter Bislanc et Tumbas). Von da ab soll die Grenze geradewegs zum Beda-Gau (Bitburg) gehen. Demnach lag Lascheid an der Grenze dieses Gaus und gehörte seither zum deutschen Reich König Ludwigs.

Wohl schon im 10. Jh. gelangte Lascheid in den Besitz der damals noch jungen Herrschaft Reuland und teilte bis zur Franzosenzeit (1795) deren Schicksal. Als Bestandteil der Herrschaft Reuland findet man Lascheid in mehreren Texten, so z.B. in Hochgerichtsprotokollen über Hexenprozesse (1587) oder bei Arbeiten bzw. Frondiensten am Schloss in Reuland (1586). Aus einem Kirchenbuch des Jaheres 1672 erfahren wir, dass Lascheid damals 10 Häuser zählte, in denen 83 Personen wohnten. In kirchlicher Hinsicht gehörte Lascheid zur Pfarre Weweler, später zu Reuland. In den Aufzeichnungen des Reulander Pfarrers Mathias Breitfeld erwähnt dieser 1666 eine Kapelle in Lascheid, die, wie heute, dem hl. Michael geweiht war und die in dem Jahr an Stelle eines baufälligen älteren Gotteshauses eingeweiht worden ist. In der Mitte des 18. Jh. (1759)war diese Kapelle auch wieder baufällig, woraufhin dann die heutige Kirche erbaut wurde. Der Turm stammt aus dem Jahre 1902. Die Sakristei hinter der Kirche wurde in Eigeninitiative von den Lasche idern im Jahre 1989 angebaut.

Als Béler-Léthem bezeichnen unsere luxemburgischen Nachbarn die beiden Ortschaften in der Nordspitze des Großherzogtums. Heute gehören beide Orte zur Gemeinde Weiswampach und bilden seit 1876 eine eigenständige Pfarre mit Beiler als Hauptort. Vor der Franzosenzeit gehörte Beiler zur Herrschaft Reuland und die Einwohner des Dorfes mussten Unterhaltsarbeiten an der dortigen Burg leisten. Leithum hingegen gehörte zum Hof von Thommen, wo die Bewohner eine relativ größere Freiheit besaßen (keinen Mühlenzwang, kein Frondienst). Während Beiler schon zum Ende des 16. Jh. eine Kapelle erhielt, mussten die Einwohner von Leithum noch bis 1879 warten, ehe sie auch ein Gotteshaus in ihrer Mitte hatten. Noch bis in die 1980er Jahre musste man befürchten, dass Leithum vom Aussterben bedroht ist, denn die Bevölkerungszahl nahm seit dem Beginn des Jahrhunderts stetig ab: 1913 wohnten 105 Einwohner hier; 1947 waren es noch 76 und 1981 betrug die Zahl nur noch 55. Die Landflucht, bedingt durch die allzu großen Entfernungen zu den Arbeitsplätzen im Süden des Landes, entwickelte sich nach dem 2. Weltkrieg zu einem großen Problem. Seit 1962 wird keine Schule mehr hier gehalten und das Nachbardorf schloss seine Schule 9 Jahre später. Zu Beginn der 1990er Jahre war die Kinderzahl fast am Nullpunkt angekommen, doch mittlerweile besteht wieder Hoffnung. Ob die 14 Nothelfer hier mitgewirkt haben? – Wer weiß. Diese werden nämlich als Kirchenpatrone im nördlichsten Dorf des Landes verehrt. Im Jahre 1840 wurde also erstmals in Lascheid ein Schullokal eröffnet. . Damals wurden 460 schulpflichtige Kinder von 6 Lehrern unterrichtet; pro Klasse waren also 70-80 Kinder zu betreuen. Dieses war in einem Wirtshaus untergebracht und beherbergte zudem auch noch die Lehrerwohnung. Für das Jahr 1889 findet sich in den Akten de Kreises Malmedy die Korrespondenz zum Bau eines neuen Schulhauses in Lascheid. Das Gebäude wurde i.J. 1900 errichtet und bot 55-60 Kindern Platz. Nach 97 Jahren schlug jedoch die letzte Stunde des Schulgebäudes am 24. Juli 1997: eine Baggerschaufel machte das Gebäude dem Erdboden gleich. Im Jahr zuvor war in unmittelbarer Nachbarschaft das heutige Schulgebäude entstanden, in das die Kinder dann am 1.9.1997 einziehen konnten.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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