Heckingschild 2012 für Georges Calteux

Abgelegt in Heckingschild

Geschrieben am 26.04.2012

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Im Rahmen einer rund anderthalbstündigen Feierstunde am 14. April im St.Vither Rathaus wurde dem luxemburgischen Denkmalschützer Prof. Georges Calteux das Heckingschild des Jahres 2012 überreicht. In Anwesenheit von Bürgermeister C. Krings, Ministerpräsident K.H. Lambertz und vielen Gästen aus dem In- und Ausland begrüßte ZVS-Vorsitzender K.D. Klauser alle Anwesenden und erläuterte die Gründe, die zur Wahl von Georges Calteux geführt hatten. Der grenzüberschreitende Wirkungskreis des Geehrten, sein Dynamismus und sein unerschöpfliches Engagement für die Sache sowie die Kontinuität und die Stetigkeit in seiner Arbeit und damit die Seriosität, mit der er zu Werke geht, seien wesentliche Gründe, ihm die Ehrung zuteil werden zu lassen. Seit 30 Jahren setze sich Georges Calteux für das ländliche Kulturerbe und den Denkmalschutz ein – ohne Verschleißerscheinungen. Das Thema habe von ihm Besitz ergriffen und er habe sich ausdauernd und variationsreich zu seinem Anwalt gemacht. Er sei über die Jahre selbst zu einer Institution und Autorität in diesen Fragen geworden und habe dem ländlichen Raum und seiner Kultur durch seine Arbeit Würde verliehen und den Menschen dieses Raumes Geschichtsbewusstsein und Identität vermittelt , so der ZVS-Vorsitzende.

In ihrer Laudatio würdigte Frau Marie-Louise Niewodniczanska die Verdienste ihres langjährigen Weggefährten und Mitstreiters in Wort und Bild. Der Gedanke, die Landbevölkerung zu sensibilisieren, ihre Bauten aufzuwerten und die Verstädterung einzudämmen und damit unendlich viel Kulturgut zu retten, umfasse den Kern der Arbeit von Georges Calteux. Seine Karriere habe er 1964 als Kunsterzieher am Lycée classique in Echternach begonnen, sei dann jedoch aufgrund seiner pädagogischen Fähigkeiten 1979 als Animateur-Conservateur ins Kulturministerium berufen worden und schon nach drei Jahren vom damaligen Landeskonservator Prof. Steinmetzer zu seinem Nachfolger berufen worden. Während 24 Jahren, von 1982 bis 2004, stand Calteux dann an der Spitze des luxemburgischen Denkmalschutzamtes. Mit Engagement und viel Feingefühl habe er sein Amt angetreten, habe grenzüberschreitend gewirkt und habe sich auch im Europaparlament für den grenzenlosen Denkmalschutz eingesetzt. Das Luxemburger Modell sei bei den Nachbarn sehr interessiert aufgenommen worden; mit Rundreisen, Vorträgen, Borschüren und Ausstellungen habe Calteux zu in allen Bevölkerungsschichten begeistern gewusst. Bis heute stehe seine Saat in voller Blüte, grenzübergreifend und nachhaltig – auch über den europäischen Kontinent hinaus.

In seiner Replik bedankte sich Georges Calteux zunächst für die Ehrung, die ihn sehr überrascht habe. Seit seiner Kindheit sei sein Interesse für Kunst und Kunstgeschichte geweckt worden: das Leben in Useldingen im Schatten der Burg, die kulturelle Vielfalt der Abteistadt Echternach seien prägend gewesen. Unter dem Motto „Die Zukunft wurzelt in der Vergangenheit und das historische Erbe ist demnach das Gedächtnis der Zukunft.“ Habe er mit seinen Schülern Denkmalpflege „von unten“ betrieben, sei mit ihnen vor Ort gewesen und habe dadurch Aufsehen erregt. Als „Kulturmissionar“ sei er ins Ministerium berufen worden und habe ein Terrain vorgefunden, dass von einem gewissen „Sportsgeist“ geprägt gewesen sei: Als ehemaliger Fußballspieler habe er als Denkmalschützer oft einstige Spielgefährten getroffen, was vieles erleichtert habe. Er habe mit Bauherren vermitteln können, „Dialog“ sei das Zauberwort gewesen. Getreu dem Wort des Dichters Marcel Reuland „Ahl Haïser hun eng Siel“ sei es ihm gelungen, den Stolz der Hausbesitzer zu wecken und ihnen den kulturhistorischen Wert ihrer oft kaum beachteten Besitzungen nahe zu bringen. Durch die Resonanz, die sein Tun bei einer breiten Bevölkerung gefunden habe, sei ihm bewusst geworden, dass er Verantwortung zu übernehmen hatte, was aber wiederum leicht gefallen sei, weil das Verantwortungsbewusstsein auch von den Betroffenen mitgetragen worden sei. Es sei zu einem öffentlichen Nachdenken gekommen, was letztlich zu einer Aufwertung des ländlichen Raumes geführt habe. „Ubi bene, ibi patria“ – Wo es mir gut geht, da bin ich zu Hause – auch über die Grenzen hinweg. Sein Zuhause sei die Großregion, wo man sich durch die Gegensätze bereichert habe. Kultur sei, das was verbinde, aber auch das, was trenne: „Einig in der Vielfalt und verschieden in der Einheit“. Nach diesem Motto sollten regionale Volkskulturen gefördert werden, ohne Minderheiten zuzuschütten. Kein europäischer Einheitsbrei, sondern ein vielfältiges Mosaik der Kulturen begünstige letztlich den Fortschritt. Es sei schädlich und schändlich, eine Hierarchie zwischen der ländlichen Kultur (agricultura) und der Kultur des Geistes (animacultura) aufzubauen; man baut ein Land eben nicht nur aus Kathedralen und man kann Altes nur erhalten, wenn man Neues wagt: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme“. Mit diesem Zitat von Thomas Morus beendete der Laureat seine von herzlichem Applaus gefolgte Dankesrede.

Der Festakt wurde vom St.Vither Streichorchester meisterhaft umrahmt, doch ließ es sich der Geehrte nicht nehmen, den musikalischen Abschluss auf seiner Tuba zu spielen – sehr zur Freude der anwesenden Gäste. (KDK)

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