Verleihung des Heckingschildes 2008 an Herrn H.J.Schad im Rathaus zu St.Vith, am 12.4.2008 – Begrüßungsansprache des ZVS-Vorsitzenden K.D.Klauser

Abgelegt in Heckingschild

Geschrieben am 12.11.2011

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Verehrte Festgäste,

Als Vorsitzender des Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“ freut es mich sehr, dass Sie uns heute alle die Ehre erweisen und dadurch Ihre Sympathie und Anerkennung für unseren diesjährigen Heckingschildträger zum Ausdruck bringen.

Mit der Verleihung dieser Auszeichnung an Hans-Josef Schad setzt unser Verein die 1986 begonnene Tradition fort, im Zwei-Jahres-Rythmus Persönlichkeiten zu ehren, die sich im Maas-Rhein-Mosel-Raum im allgemeinen und im Lande zwischen Venn und Schneifel im besonderen um die Erforschung der geschichtlichen Vergangenheit verdient gemacht haben.
Der Preis trägt den Namen des über die Grenzen des St.Vither Landes hinaus bekannten Arztes und Geschichtsforscher Dr. Anton HECKING, dessen Vorfahren aus dem Westerwald stammten und der 1807 in Schönberg geboren wurde.
Dr. Hecking praktizierte zeitlebens in St.Vith. Aber nicht nur aus beruflichen Gründen hat er sich mit den Menschen des St.Vither Landes beschäftigt. Sein Interesse galt auch ihrer Geschichte und ihrer Lebensweise. Jahrelang sammelte Hecking Materialien zur geschichtlichen Vergangenheit St.Viths und legte 1875 sein erstes Buch vor, die „Geschichte der Stadt und ehemaligen Herrschaft St.Vith“ – die erste ausführlichere Abhandlung zu diesem Thema überhaupt. Einige Jahre später, 1884, erschien sein Werk über die Geschichte der Herren von Schönberg und 1890, zwei Jahre vor seinem Tod, kam sein letztes Buch heraus: „Die Eifel in ihrer Mundart“.

Genau wie Hecking ist unser diesjähriger Preisträger auch kein ausgebildeter Historiker und genau wie Hecking verfasste er dennoch geschichtskundliche Beiträge und Bücher, auf die auch noch nach Jahren gerne zurückgegriffen wird.
Hecking legte als erster eine umfassende Monographie seiner Heimatstadt vor, der er von berufswegen als Arzt und Stadt¬verordneter stark verbunden war. Auch unser Preisträger hat durch seine geschichtskundlichen Veröffentlichungen seine Verbundenheit zu seiner Wahlheimat in der Schneifel offenbart, denn wie anders sind seine zahl- und aufschlussreichen Beiträge zur Geschichte eben dieses Landstrichs sonst zu verstehen. Und genau wie Hecking hat er Geschichte „von unten“, d.h. an der Basis aufgearbeitet und so den interessierten Lesern einen direkten, weil erfahrbaren Zugang geschaffen.

Meine Damen und Herren,

aus dem Gesagten können Sie schon erahnen, welche Argumente die Jury zur Wahl von Hans-Josef Schad als Träger des Heckingschildes des Jahres 2008 veranlasst haben. Ohne dem Laudator vorgreifen zu wollen, will ich Ihnen diese kurz darlegen:

– Um das erste Argument zu illustrieren, will ich ihnen den Titel des ersten Beitrages nennen, den Hans-Josef Schad schon 1967, also zwei Jahre nach der Gründung unseres Vereins, in unserer Monatszeitschrift veröffentlichte. Er lautete: „Waren die ersten Siedler im Raume zwischen Ommerscheid und Schneifel Sachsen ?“ Die Frage mag auf den ersten Blick merkwürdig klingen, jedenfalls macht sie stutzig und weckt wo möglich Neugierde auf das Folgende. Und auch derjenige, den Geschichte nur am Rande interessiert, wird durch diese Fragestellung vielleicht dazu verleitet, den Beitrag einmal zu lesen um dann erstaunliche Zusammenhänge zu entdecken.
Hans-Josef Schads Herangehensweise an geschichtliche Zusammenhänge ist zunächst die eines neugierigen und pfiffigen Kindes, das Fakten vorfindet, auf die auf Anhieb kein Reim ersichtlich und keine Erklärung greifbar ist. In seinen Beiträgen lässt er den Leser an seiner spannenden Spurensuche teilhaben und schafft es so, ursprünglich ziemlich trockene Materie höchst lebendig zu vermitteln. Dies gilt nicht nur für seine Beiträge zur Siedlungsgeschichte, sondern auch für seine Arbeiten zum Brauchtum, zum Thema Grenze oder zur Mundart. Ganz besonders gilt dies jedoch in seiner Veröffentlichung über den Auwer Pastor Michel Campensis – den Priester, der im 17. Jahrhundert als Hexer auf dem Scheiterhaufen starb und den Hans-Josef Schad durch seine arkibische und kriminalistische Feinarbeit aus der Sagenwelt in die gesicherte Welt der Historie überführte.

– Schads Arbeiten befassen sich nahezu alle mit einem Landstrich, in dem er und seine Frau nicht aufgewachsen sind, in den sie beide aber hineingewachen sind, dem sie sich in liebevoller und profunder Weise angenähert und den sie sich schließlich einverleibt haben und dem sie Wert- und Gehaltvolles hinterlassen haben – quasi als Geschenk für die Heimstatt, die sie hier gefunden haben. Als Fremder hat Hans-Josef Schad, seinem lernbegierigen Wesen entsprechend, Fragen aufgeworfen, für Einheimische scheinbar Selbstverständliches hinterfragt und erstaunliche Zusammenhänge zur Diskussion gestellt, die letztlich einen höchst wertvollen Austausch und neue Erkenntnisse zu Tage förderten. Ich erinnere hier nur an die Diskussion um das Schönberger Wappen, die 1975 in unserer Vereinszeitschrift unter seiner maßgeblichen Beteiligung stattfand. Schad nimmt Sachverhalte eben nicht ohne weiteres hin, sondern stellt scheinbar Festgefügtes in Frage und trägt damit zur Sicherung von neuen Sachverhalten bei.

– Seine Beiträge sind nicht nur dazu angetan, Geschichte durch die Unmittelbarkeit der Themen greifbar und anschaulich werden zu lassen, sie vermitteln auch Neues, lassen Zusammenhänge zwischen bislang nicht vermuteten Aspekten offenkundig werden. Die Behandlung der alten Grenze zwischen den mittelalterlichen Höfen Manderfeld und Auw bzw. die pfarrlichen Beziehungen zwischen beiden Ortschaften sei hier beispielhaft erwähnt – ein Thema, dass ihn jahrelang besonders fasziniert und hat seinen Niederschlag in vielen Veröffentlichungen gefunden hat. Ob die Sensibilität für das Thema Grenze in seinem Geburtsort Roxheim unweit der Schnittstelle von Rheinpfalz und Hessen begründet liegt, mag dahingestellt bleiben. Tatsache ist jedenfalls, dass er Geschichte dort aufgreift, wo er sich befindet und sich uns damit sich als zu tiefst von Geschichte beseeltem Menschen offenbart.

– Nicht nur Lokalgschichte, auch die Mundart und die Bedeutung der Ortsnamen beschäftigten den unermüdlichen Forscher: was eine „Hoss“ (also ein Strumpf) mit einer Hose zu tun hat, wieso wir den Schnittlauch in unserer Mundart „Brotzel“ nennen und was ein „Ducksaal“ ist und warum er so heißt, usw. usw. wird ebenso sachkundig wie unaufdringlich behandelt, wobei der Leser stets zum Mitdenken eingeladen ist. Man merkt, Herr Schad verteht sein Handwerk – immerhin war er als Pädagoge mancher Generation von Schneifelkindern bei ihrem Weg ins Leben behilflich, und dies vermutlich auf eine ebenso fördernde wie bereichernde Art – so wie er eben auch zu den Lesern seiner Beiträge spricht.

– Neben der Vielfalt der von Herrn Schad behandelten geschichts¬kundlichen Themen, und neben seiner mitreißenden und mit Spürsinn und Fantasie ausgestatteten Art, dies zu tun sei ein letzter Grund für die Zuerkennung des Heckingschildes genannt: seine Ausdauer bzw. seine Beharrlichkeit, heutzutage spricht man auch gerne von Nachhaltigkeit, mit der er zu Werke geht. Als Beispiel sei erwähnt, dass Hans-Josef Schad fast seit Beginn unserer Vereinszeitschrift als verlässlicher Mitarbeiter tätig ist und in den über 40 Jahren regelmäßig Beiträge einreichte, die von der Leserschaft verstanden und geschätzt wurden. Aber auch in anderen Publikationen wie z.B. im Eifelkalener ist sein Name Garant für anregende und bereichernde Lektüre.

Die Reverenz an unseren diesjährigen Preisträger verbinden wir also mit der Anerkennung für seine langjährigen, beharrlich betriebenen, ansprechend aufbereiteten, mit Spürsinn und Formulie¬rungsgeschick geleisteten Arbeiten. Diese Anerkennung darf ich an dieser Stelle auch seiner Frau Gemahlin aussprechen, denn seit einigen Jahren veröffentlichen beide gemeinsam
Wir sind stolz, ihn heute mit dem Heckingschild auszeichnen zu können. Ich danke Ihnen.

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