ZVS-Wanderung zwischen Schlommenfurt und Steinbühr / Recht

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 24.09.2011

Von Goldgräbern, Eisenbahnbauern und einer Sägemühle

Der Name Schlommenfurt deutet eine Biegung des ursprünglichen Weges über den Rechter Bach an (krumme Furt).

Eine erste Mühle in Schlommenfurt dürfte um 1850 entstanden sein. Aus dem Jahr 1859 ist ein Schriftstück erhalten, aus dem hervorgeht, dass der Müller „Friederich Rohs“ aus Crombach die Erlaubnis zur Anlage einer Fruchtmühle am Rechter Bach erhielt, unterhalb der Mühle des Thomas Mayeres. Später erweiterte er seinen Betrieb um eine Holzschneidemühle, die vom gleichen Wasserrad getrieben wurde. Zu dem Zeitpunkt wurde auch ein Mühlteich angelegt, der nach Einstellung des Betriebes kanalisiert wurde. Schon 1928 wurde der Mahlbetrieb gänzlich eingestellt und nur noch die Sägemühle arbeitete bis 1975. Das heutige Hauptgebäude wurde 1921 von Gabriel Rose und Balthasar Kartheuser errichtet; beide Familien bewohnten das Haus. Als noch keine geteerte Straße von Schlommenfurth nach Rodt führte, war ein Waldweg die Verbindung zum Dorf. Dieser Weg lag links von der heutigen Straße und führte über dem Tommberg nach Rodt. Die ersten Häuser von Rodt waren die Nachbarn der Bewohner des Schlommenfurth. Als die neue Straße um 1880 geplant wurde, sollte diese in etwa 800 m Entfernung von der Mühle vorbeiführen. Mühlenbesitzer Constantin Rosé hat den Straßenbauunternehmer dann aber dazu bewegen können, seinen Plan abzuändern, so dass die neue Straße eine wesentliche Erleichterung für den Müller und seine Kunden war.

Der Waldhang am Weg von Schlommenfurt nach Recht sowie auch der jenseits gelegene Talbereich weisen eine Vielzahl von Felsbrocken auf, die als „erratische Blöcke“ zu bezeichnen sind. Diese Findlinge unterschiedlichster Form und Größe liegen teilweise frei oder auch im Boden und sind vielfach mit dürftigem Bewuchs bedeckt. Findlinge diese Art finden sich ebenfalls im Wolfsbusch bei Montenau und in der Gegend von Weismes und Ligneuville. Die Lagebezeichnung „Steinborn“ (Stombühr, Steinbühr) mag darauf hindeuten, dass eine Steinquelle diese Steine an die Oberfläche befördert haben mag. Das Rheinische Schiefergebirge war in den Eiszeiten weder vergletschert noch mit Inlandeis bedeckt. Die Felsbrocken sind also nicht durch eiszeitliche Verfrachtung hierhin befördert worden, sondern sind im Zuge der starken Hebung des Gebirges in der Pleistozänzeit (1,8 Mio – 10.000 v.Chr.) auf die Hänge befördert worden. Es handelt sich bei diesen Steinen um Arkosesandstein, auch als Grauwacke bezeichnet. Dies ist ein Sandstein aus stark verfestigtem, abgelagertem Verwitterungsschutt des Granits. Es ist also ein Sedimentgestein und wird der Gedinne-Stufe des Unterdevons (vor etwa 415 Mio Jahren) zugeordnet. Die Felsbrocken fanden Verwendung beim Unterbau von Wegen, als Bausteine und auch als Mühlensteine, wie den, den man im Pöhlberg fand. Findlinge in länglicher Form wurden vor dem Kriege noch als „Schuppsteine“ verwendet.

Der Flurname „Goldgrube“ deutet auf die Goldgräbertätigkeit hin, die schon in der Keltenzeit am Rechter Bach und überhaupt im Gebiet zwischen Baraque Fraiture und Faymonville, so auch in der Gegend von Montenau, ausgeübt wurde. Heute zeugen noch einige Abraumhügel (Goldseifenhügel) von dieser Tätigkeit. Diese Erdhügel konnten zwei bis fünf Meter hoch sein und oft eine doppelte ja dreifache Breite ausweisen. Sie enthielten Ton, Kleinschotter, Kiesel und Schiefer. Die Erdhaufen ruhen auf einer Humusschicht, was ihre künstliche Entstehung belegt. Um 1880 untersuchte man diese Hügel erstmals und entdeckte diese Zusammenhänge. Ab 1895 untersuchte der aus dem Siegerland stammende „Bergverwalter“ Julius Jung die Erdhügel und löste mit seinen Feststellungen einen wahren Goldrausch in die Eifel aus. Aus dieser Zeit stammt der wallonische Spruch „A Rett, à Rett, ousk’on s’y trouv‘ du l’or“. Doch die Nachforschungen des J. Jung blieben ohne den erhofften Erfolg, so dass er seine Tätigkeiten einstellte. Einige Jahre später setzte sein Sohn Friederich Jung die Arbeit des Vaters fort. Nachdem er zunächst in Recht sein Glück vergeblich gesucht hatte, wurde er in Montenau fündig. Die Funde reichten den Geldgebern (preuß. Regierung) jedoch nicht, so dass auch dieses Goldfieber wieder erlosch.

Die zweigleisige Eisenbahnlinie von Born nach Vielsalm, auch ein Relikt aus vergangener Zeit, wurde in den Jahren 1915 – 1917 durch die deutsche Militärverwaltung verwirklicht. Hunderte russischer Kriegsgefangene mussten die Erdarbeiten verrichten. Die 22,5 km lange Strecke mündete bei Born in die Vennbahn; an den beiden Endpunkten mussten zwei große Viadukte errichtet werden, die zur damaligen Zeit als technische Meisterleistung galten. Unweit der Brücke in der Flur Hinderburg befinden sich noch heute die Fundamente des „Knackers“, des Gesteinszerkleinerers. Unweit des Bahndamms befindet sich ein alter mittelalterlicher Grenzstein mit den Insignien „P.R. – 2. BT“, dessen Bedeutung bislang noch nicht geklärt wurde.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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