ZVS-Wanderung von Thirimont nach Ligneuville

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 24.09.2011

Von der Sprachengrenze, Forellenzüchtern und Stromerzeugern

Thirimont (Deidesberg), Ondenval (Niedersteinbach) und Ligneuville (Engelsdorf), die Dörfer an der Sprachengrenze, befanden sich an der Wetgrenze im alten Abteigebiet von Stavelot-Malmedy. Wen wunderts daher, dass diese Ortschaften sowohl eine frankophone als auch eine deutschsprachige Bezeichnung kennen. Letztere wird jedoch heute kaum mehr verwendet, da beide Orte zur Gemeinde Waimes (Weismes), d.h. zur französischsprachigen Gemeinschaft Belgiens gehören. Auch die Verwendung der deutschen Sprache bzw. plattdeutschen Mundart ist, bedingt durch die verwaltungspolitishe Situation, seit Jahren in diesen Ortschaften auf dem Rückzug.

Laut Überlieferung verdankt die Ortschaft Thirimont ihren Namen einem gewissen Thiery, der sich hier im hohen Mittelalter auf der Höhe eine Bleibe schuf („Amon Thiery“) und andere Siedler anzog. Das Venn von Baugnez und der Rû des Fagnes, der Bachlauf zwischen Ligneuville und Thirimont, deuten in ihrer einheimischen Bezeichnungen Thiryfagnes und Thièrû auch auf diesen ersten Siedler. Heute befindet sich hier die Forellenzucht Simon-Reuter. Urkundlich erscheint der Ortsname erstmals im Jahre 1188, als ein gewisser Johannes der Leprosenkapelle in Malmedy ein Gut in Thirimont schenkte. Der Ort gehörte damals schon zum Hofbann von Weismes, wo die Abtei Malmedy nachweislich seit dem frühen 16. Jahrhundert Einkünfte bezog.

Zwischen Thirimont und Remonval, an der „Voie des Allemands“ lag ein Hof, der von einem Gefolgsmann Karls des Großen mit Namen Restold erbaut worden sein soll. Im Jahre 1350 wird dieser Hof „Restonvilhe“ als Lehen erwähnt. Im 14. Jahrhundert scheint das Anwesen aber schon zerstört zu sein, denn 1413 verkauft ein Johan de Salme das Lehen, das zu dem Zeitpunkt nur mehr aus Ländereien besteht. Bis in die 1920er Jahre sind hier aber noch Mauerreste sichtbar gewesen und beider Abräumung des Schuttes wurde ein aus Schiefer hergestellter Kanal mit einer Feuerung am Ende aufgefunden. Auch ein Tempelkloster soll der Legende nach am Grosbois (zwischen Thirimont und Baugnez) gestanden haben, das von den „Rodjes Mônes“ den roten Mönchen, bewohnt gewesen sein soll. Andere Erzählungen berichten von einem Schloss oder einem Hospiz, was durch Pest o.ä. untergegangen sein soll „(Mâle Mahon“).

Nachdem ein Pfarrangehöriger im Jahre 1769 auf dem Kirchgang von Weisems im Schnee umgekommen war, erhielten die Einwohner Thirimonts und Fagnouxs die Erlaubnis zum Bau einer eignen Kapelle, die 1771 auf das Patrozimium des hl. Gangolf (St-Gangulphe) geweiht wurde und dem 2. Weltkrieg zum Opfer fiel. Der heutige Bruchsteinbau mit dreiseitigem Altarraum und westlichem Dachreiter wurde 1958 durch die heutige Kirche ersetzt, die der Muttergottes von Fatima geweiht ist und durch den Architekten J. Detheir entworfen wurde.

Während der Ardennenoffensive kannte die Ortschaft eine besonders schwere Zeit. Zwischen dem 16. Dezember 1944 und dem 16. Januar 1945 wechselte die Front mehrmals im Bereich der Ortschaft, die durch die Kampfhandlungen stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Auf unserem Weg nach Ligneuville wandern wir durchs Ameltal. Die Amel entspringt im Hepscheider Wald und fließt nach 78 km in bei Comblain-au-Pont in die Ourthe. Zwischen Ligneuville und Ondanval bildete der Fluss bis 1795 die Grenze zwischen dem Staveloter Abteigebiet und dem Herzogtum Luxemburg. Heute ternnt er die Gemeinden Amel und Waimes. Zur keltischen Zeit war das Flusstal wegen seiner Goldvorkommen bekannt; eine erneute Goldsuche zu Beginn des 20. Jahrhunderts ergab jedoch kaum Ausbeute.

Das Wasser des Flusses eignete sich aber auch hervorragend für die Forellenzucht, die im Raum Ligneuville und Pont besonders durch die Fa. Gabriel betrieben wurde und europaweite Absatzmärkte hatte. Aber auch zur Stromerzeugung wird das Wasser der Amel noch heute genutzt. Die Anlagen der Familien Maraite und Piront produzieren seit Jahrzehnten Strom für den Eigenbedarf und speisen den Überschuss ins öffentliche Netz. Die Zentrale des Herrn Maraite arbeitet mit 3 Turbinen, die zusammen 225 kW Leistung erbringen und jährlich zwischen 5 und 800.000 kWh Strom erzeugen. Ein vor 100 Jahren angelegter Kanal bringt das Wasser der Amel zu den Turbinen; eine Stauanlage sorgt dafür, dass ständig genug Wasser vorhanden ist. Die Anlage des Herrn Piront besteht aus zwei Turbinen von 60 kW Nennleistung. Wegen der ungünstigeren Lage ist die Ausbeute nicht so hoch wie bei seinem Kollegen, denn das Wasserreservoir ist mit einer Breite von nur ca. 2 m nicht ausbaufähig.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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