ZVS-Wanderung von der Staumauer Robertville nach Reinhardstein und Ovifat

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 24.09.2011

Von einer Talsperre, einem Schloß und einer Vennsiedlung

Von en Wallonen „Rubîveie“, von den Deutschsprachigen „Zur Bievel“ genannt, gehörte Robertville im Mittelater zum Hof Weismes. Im Laufe seiner Geschichte machte Robertville vor allem wegen der Streitereien mit Sourbrodt und Ovifat von sich reden. Es ging dabei stets um die Nutzungsrechte der Weiden. Angesichts der vielen Wasserläufe, die das Dorf umgeben ist es nicht verwunderlich, dass sich hier auch einige Mühlen ansiedelten. Eine erste, dem hl. Josef geweihte Kapelle wird hier mit Beihilfe des Erzbistums Köln in den Jahren 1681-83 für die Dörfer Robertville, Ovifat (Vichfenn), Outrewarche (Zur Spinne) und Sourbrodt gebaut. Ein Ereignis, dass Robertville in den 1920er Jahren geprägt hat, war der Bau der Talsperre. Von 1925 -1929 veränderte sich die Landschaft um das Dorf ganz gehörig und danach wurde Robertville als eins der ersten Dörfer der Gegend vom Tourismus entdeckt.
Einigen Heimathistorikern zufolge wird Ovifat erstmals i.J. 915 in einer Schenkungsurkunde Karls des Einfältigen (+ 929) erwähnt. Im Jahre 1354 erscheint der Ort als „Viefagne“ („vîhe fagne,“ altes Venn, Vichfenn als deutsche Bezeichnung) in einer Urkunde des Reinhard von Weisemes, in dem dieser seine in der Nähe gelegene Burg (Reinhardstein) als luxemburgisches Lehen empfängt. Das Leben der Bewohner Ovifats war selbstverständlich mit Burg Reinhardstein verbunden. Diese mussten die Unterhaltsarbeiten an der Burg durchführen. Im Jahre 1847 bauten die Bewohner eine Dorfschule. Eine Kirche wurde erst 1935 gebaut, obschon das Geld zu einem solchen Bau schon 1890 durch eine Schenkung des Jean-Joseph Lemaire vorhanden war. Der Rektor von Robertville und der Kirchenvorstand entschieden jedoch, mit diesem Geld die Cheneux-Kapelle zu renovieren. Erwähnt werden müssen natürlich in Ovifat die Bemühungen zur Belebung des Fremdenverkehrs. Schon 1952 wurde der hiesige Ski-Club gegründet, der den Ort in ganz Belgien und darüber hinaus für Wintersportfreuden bekannt machte.
Als bekannter Sohn der Ortschaft Ovifat gilt der 1882 hier geborene Abbé François Toussaint, ein verdienstvoller Priester und ein bedeutender Geschichtsforscher. 1919 wurde er zum Rektor von Ondenval ernannt und seit 1922 war er bis zu seinem Lebensende (13.3.1964) Pfarrer von Weismes. Besonders verdienen seine Veröffentlichungen hervorgehoben zu werden, welche Geschichte und Ursprung der alteingesessenen Weismeser Familien behandeln. Weitere Artikel behandeln die Geschichte Malmedys, Weismes und Bütgenbachs und natürlich der Burg Reinhardstein.
Über die Entstehung der Cheneux-Kapelle , die der Gottesmutter geweiht ist, fanden sich bislang keine Angaben in den Urkunden. Nur die Volksage berichtet, man habe vor langer Zeit in einer Aushöhlung einer alten Eiche eine Muttergottesstatue entdeckt. Diese sei mehrfach in die nächstgelegene Kirche gebracht worden, aber jedesmal sei sie wieder an ihre ursprüngliche Stelle im Eichenbaum zurückgekehrt. Urkundlich ist die Gnadenstätte für den Anfang des 17. Jh. belegt.
Zu den historischen Stätten des Gebietes zwischen Venn und Schneifel gehört zweifellos die Burg Reinhardstein. Jahrzehntelang fristete die einst stolze Anlage ein tristes Dasein und drohte als Ruine zu verfallen. Es ist dem Engagement der Malmedyer Vereinigung zum Schutz der Burg und des Warchetals und besonders seinem Generalsekretär Prof. Jean Overloop aus Brüssel, zu verdanken, dass die Burg des Reinhard von Weismes heute wieder in ursprünglicher Pracht vor uns steht. In 6jähriger Arbeit wurden die einzelnen Gebäudeteile wieder errichtet und zudem wurden auch archäologische Erkundungen durchgeführt, aufgrund derer wir heute etwas besser über die Geschichte dieses Ortes Bescheid wissen. Aufgrund der Grabungen kann mittlerweile davon ausgegangen werden, dass der Burgfelsen schon in der Steinzeit eine Fluchburg beherbergt hat. Prof. Overloop erhielt die Ruine von belgischen Staat zum symbolischen Franken unter der Bedingung, dass er sie wieder aufbaue. Reinhardstein wird urkundlich erstmals im Jahre 1354 erwähnt. Im 17. Jh. stellte die Familie Metternich mit Erfolg Ansprüche an dem Besitz. Bis zum Jahre 1799 blieb die Burg im Besitz der Familie Metternich, die sie 1799 an Herrn Alard von Malmedy verkaufte, der sie als Steinbruch nutzte. Die Ruinen wechselten wiederholt die Besitzer, bevor die Anlage 1902 durch Schenkung in den Besitz des Malmedyer Verschönerungsverein kam, der die Ruinen vom Schutt befreien ließ.
Die Bauarbeiten an der Staumauer der Talsperre Robertville dauerten von Juli 1926 bis Oktober 1928; die ganze Anlage konnte am 21. Juli 1929 eröffnet werden. Bauherr war die SERMA mit ihrem Direktor, Herrn Jacques LECHAT. Die Talsperre erwies sich in den folgenden Jahren als touristischer Anziehungspunkt und wurde allgemein wegen der imposanten Bauwerke und der landschaftlichen Schönheit bestaunt.
Zur Stauanlage gehört auch ein 5,5 km langes Kanalsystem, welches die Sperre mit dem Ausgleichsturm und der Elektrizitätszentrale in Bévercé verbindet. Die durchschnittliche Jahresproduktion des E-Werks liegt seit Beginn der Produktion (19.2.1930) bei etwa 18 Mio kWh Strom. Die Talsperre liefert aber auch Trinkwasser für Malmedy und Umgebung (etwa 60.000 m³/Monat) und unweit der Haelen-Brücke ist ein Bereich des Sees den Wassersportlern zugänglich

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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