Wanderung durch die Ortschaft Hünningen / Büllingen

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 24.09.2011

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Steinerne Zeugen und lebendiges Brauchtum

Die Ortschaft Hünningen war wohl schon vor 1000 Jahren bewohnt, denn die Orte mit der Endung -ingen sind in der zweiten Siedlungsperiode (zwischen 800 und 1000 n.Chr.) entstanden. Im Jahre 1483 wird der Ort erstmals urkundlich erwähnt, und zwar als Wohnort des Schöffen des Hofs von Hünnigen. Dieser kurtrierische Beamte residierte hier bis 1572. Der Einfluss des Trierer Kursfürsten, der auch Herr der Burg Schönberg war, reichte somit bis in die Büllinger Gegend. Er musste sich seine Macht in diesem Gebiet jedoch mit zwei anderen Fürsten teilen: einerseits dem Prinzen von Oranien teilen, der als Luxembugischer Lehnsmann die Herrschaft St.Vith besaß und anderseits mit den Grafen von Manderscheid und Schleiden, die auch in Mürringen Besitz hatten. Im Feuerstättenverzeichnis von 1552 erfahren wir, dass 9 Behausungen dem luxemburgischen Fiskus gehörten. Die Hünninger Mühle war indes kurtrierischer Besitz. Sie war Bannmühle des Herrn von Schleiden-Jünkerath, der als kurtrierischer Lehnsmann fungierte. Die Mühle war zuständig für 14 Häuser in Büllingen, 24 Häuser aus Hünningen, 47 aus Mürringen 3 aus Rocherath und 2 aus Honsfeld.

In Hünningen wohnten fast ausnahmslos Bauern, auch als 1816/17, zwischen 1845 und 1847 und 1882/83 Hungersnöte die Gegend plagten. Erst ab 1885 bzw. 1912 hatten die Menschen über die Eisenbahn Verbindung zu den Industriegebieten an der Rur oder ins Maastal, wo neue Erwerbsquellen gefunden wurden. Der aufsteigende Nationalismus des 19. Jahrhunderts gipfelte im 1. Weltkrieg, der in Hünningen 22 Menschen das Leben kostete. Im 2. Weltkrieg und während der Ardennenoffensive starben 33 Menschen (25 Soldaten und 8 Zivilisten). In der Ardennenoffensive wurde die Hälfte des Dorfes zerstört. Vor und während dieses Krieges versuchten jüdische Familien über das hiesige Grenzgebiet vor den braunen Machthabern nach Brüssel, Antwerpen oder London zu flüchten.

Die Erwerbstätigkeit hat sich nach den 1950er Jahren von der Landwirtschaft zur Lohnarbeit verlagert; Handwerker, Arbeiter oder Angestellte finden ihr Einkommen jedoch nicht mehr im Dorf selbst, sondern pendeln täglich mehr oder weniger weit zu den Arbeitsplätzen.

Das gesellschaftliche Leben im Dorf ist vor allem im 20. Jahrhundert aufgeblüht, denn bis zur Jahrtausendwende wurden in Hünningen 29 Vereine gegründet, wovon noch 19 aktiv sind.

Die „neue“ Kirche stammt aus dem Jahre 1926 (Grundsteinlegung: 1924); die feierliche Einsegnung erfolgte indes erst 1929. Zu Beginn der 1920er Jahre war die Schaffung einer eigenen Pfarre im Gespräch und dies interessierte die Menschen mehr als der geplante Kirchenneubau. Der eigene Pfarrbezirk blieb ein Wunsch, doch die neue Kirche entstand, denn das bis dahin genutzte „alte“ Gotteshaus aus dem Jahre 1701 war in schlechtem Zustand, ermöglichte den Gläubigen des Ortes jedoch, ihrer religiösen Praxis in größerer Unabhängigkeit vom Pfarrort Büllingen (ab 1804 Mürringen) nachzukommen.

Die erste Schule war (seit 1721) in der Vikarie untergebracht, der Vikar war auch für den (unregelmäßigen) Unterricht der Jugend zuständig. Die Einführung der Schulpflicht seit 1825 führte 1835 in Hünningen zum Bau eines „Schullocals“, etwa 100 m südlich der jetzigen Schule. Um 1870 wurde an der jetzigen Stelle ein größeres Gebäude (zwei Klassen und eine Lehrerwohnung) errichtet. 1955 wurde auf Anfrage der Eltern in der alten Kapelle ein Kindergarten eingerichtet. Zu Beginn der 1960er Jahre wurde ein neues Kindergartengebäude und ein neues Schulgebäude an der anderen Straßenseite errichtet. Die heutige Schule wurde in den Jahren 1972-74 gebaut.

Der preußische Staat verpflichtete seit 1856 die Eifelgemeinden ihr brachliegendes Gelände aufzuforsten. Seit 1900 ist der Fichtenanbau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Eifelgemeinden. Im Jahre 1906 wurde das Forsthaus gebaut. Nachdem die Schäden der Ardennenoffensive 1952 behoben waren, wurde das Haus 1976 in Privathand verkauft.

Nachdem 1969 der letzte private Dorfsaal seine Pforten geschlossen hatte, übernahmen 1970 die Dorfvereine und Hünninger Bürger die Initiative zum Bau eines Vereinshauses, das schon ein Jahr später eingeweiht wurde. Die Dorfgemeinschaft „Concordia“ ist Träger des Gebäudes, durch das ein dynamisches Vereinsleben fortbestehen konnte.

Im Jahre 1876 wurde eine Feuerwehr in der Gemeinde Hünningen gegründet. 1892 erfahren wir erstmals von einem „Spritzenhaus“, das heute nicht mehr zu lokalisieren ist. Das heutige Spritzenhaus stammt aus dem Jahre 1909 und die Viehwaage davor war noch bis 1995 in Betrieb.

Die Anlage eines Friedhofes im Jahr 1870 war für das Kapellendorf Hünningen ein Zeichen der Unabhängigkeit von der Mutterpfarre Büllingen. Zum dortigen Friedhof mussten die Toten nämlich bis zu diesem Zeitpunkt überführt werden.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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