ZVS-Wanderung in Schönberg

Abgelegt in Allgemein

Geschrieben am 01.10.2011

Schlagwörter:

Von Burg und Freiheit, Schmugglern, Waldeigentum und Bergwerken

Zu Beginn der Burgenzeit war die Schneifel größtenteils im Besitz der Abtei Prüm. Aber auch die Höfe Thommen und Manderfeld hatten hier etwas Eigentum. In dieser Zeit (1222) wird Schönberg erstmals er­wähnt, und zwar als Prümer Gründung. Das Prümer Abteigebiet reichte an seiner Westseite bis zur Our, von der Mündung des Winterspelter Baches („garanbach“, 816) bis zum Berbach (zwischen Wiescheid und Andler). Der Mittelpunkt der frühmittelaterlichen Rodungstätigkeit in diesem wohl eher spärlich besiedel­ten Schneifelgebiet war der Ort Alf („alva“, 893). Zum Schutz der Siedler des Hofes Alf bauten die Prümer Mönche wohl um die Jahrtausendwende im westlichen Bereich ihres Gebietes auf einer ausge­suchten Höhe eine burgähnliche Anlage, die das Ourtal beherrschte. Aus dieser befestigten Anlage entwickelte sich die spätere Burg Schönberg, de­ren Prümer Lehnsmänner nach immer größerer Selbständigkeit strebten. So genügte ihnen nicht die Vog­tei in Alf, Winterspelt, Sellerich und Fell, sondern sie dehnten ihren Herrschaftsbereich auch in den Hof Neundorf und später ins Manderfelder und Auwer Gebiet aus. Vor dem Jahr 1335 besaßen die Schönberger Ritter gewisse Rechte (Patronatsrecht im Hof Manderfeld) und i.J. 1342 erwarb Ritter Kuno den Hof „Auwe im Oyslinck“ vom Herrn von Daun. Auch im Dreiherrenwald findet sich Schönberger Besitz (Mürringer Einwohner waren abgabepflichtig) und die Hünninger Mühle war eine Schönberger Bannmühle. Die aus dem Hof Amelscheid hervorgegangene Burg hatte sich bis zur Hälfte des 14. Jhd. zu einer eigenständigen Herrschaft entwickelt, die von den Hö­hen der Schneifel bis zum Plateau von Losheimergraben reichte und das obere Ourtal beherrschte. Der Abt von Prüm war zwar immer noch der Lehnsherr der Herrschaft Schönberg, doch verblassten diese Bindungen immer mehr. Es kam sogar zweimal zur Belagerung der Schönberger Burg durch Prüm (1390-1393) und die Schönberger Herren suchten Anschluss an Luxemburg. Entsprechende Lehnsbriefe aus den Jahren 1321, 1345 und 1378 sind erhalten. Über Luxemburg kam die Herrschaft Schönberg in die Lehnsherrschaft der Trierer Erzbischöfe (1374). Nachdem das Schönberger Rittergeschlecht mit Johann von Schönberg 1434 im Mannesstamme ausgestorben war, fiel die Herrschaft an Kurtrier, und verblieb dort bis 1794. In der Franzosenzeit (1794-1815) wurde aus dem Amt der Kanton Schönberg im Saardepartement, dem noch Gebiete um Bleialf und Winterscheid zugeschlagen wurden. Die ehemaligen Höfe wurden zu „mairies“. In der Preußenzeit wurden Bleialf und Winterscheid dem Kreis Prüm zugeteilt, während die Bür­germeistereien Manderfeld und Schönberg dem Kreis St.Vith bzw. Malmedy angegliedert wurden. Diese Gemeinde­einheiten blieben bis zu den Gemeindefusionen von 1977 bestehen.

Neben den Überresten der Burg hat Schönberg auch noch andere Relikte aus vergangenen Tagen zu bieten, wie alte Häuser, Wege- und Friedhofskreuze, die ihrerseits vom bisweilen harten Leben im oberen Ourtal berichten, wo die Böden nicht sonderlich fruchtbar und das Vieh dementsprechend minderwertig war. Vom Eifelnotstand und der Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert wird die Rede sein, die viele Einheimische ins Ruhrgebiet oder nach Amerika verschlug. Weitere Folgen waren Versteigerungen (Arme wurden noch ärmer, Reiche noch wohlhabender), Bettelei, Diebstähle, erhöhter Alkoholkonsum und Schulversäumnisse. Mit infrastrukturellen und sozialen Maßnahmen versuchte die Regierung diesem Notstand entgegen­zuwirken: Straßenbau, Aufforstung der Ödländereien, Trockenlegung von Sumpfgelände (Meliorationen), Verteilung von Lebensmitteln. Trotz der vielen Todesfälle gibt es keinen Bevölkerungsrückgang; die Geburtenrate liegt im Schnitt um 30% über der Sterberate.

Auf der Höhe von Lindscheid wurden zu Beginn der Ardennenoffensive ca. 8-9.000 amerikanische Soldaten gefangen genommen. Die von der Schneifel vorrückenden deutschen Einheiten der 18. Volksgrenadier­divison kesselten die kampfunerfahrenen amerikanischen Einheiten der 106. Inf.Div. regelrecht ein und führten sie in für die Kriegspropaganda wirksamer Inszenierung („größte Niederlage Amerikas in Europa“) hinter die Front. Auf Lindscheid sind heute noch die Unterstände und Schützenlöcher im Waldboden sichtbar.

In einem Waldgebiet auf der Laudesfelder Höhe steht ein ca. 1,70 m hohes Sandsteinkreuz, das an den Tod des Simon Krens von Eilscheid (Eigelscheid) erinnert, der hier im November 1773 zu Tode kam. Rätselhafte Symbole auf dem Kreuz haben zu manchen Spekulationen über den Beruf des Simon Krings Anlass gegeben, ohne jedoch bisher eine schlüssige Antwort geliefert zu haben. Das Kreuz steht möglicherweise auch im Zusammenhang mit der Sage vom „Lonnscheder Männchen“.

Beim Abstieg nach Schönberg durch das Tal des Linnebachs führt der Weg an einer Stollenanlage vorbei, der an den Eisenerzbergbau im 16. Jahrhundert erinnert. Aus einer Urkunde des Jahres 1536 geht hervor, dass der Trierer Erzbischof das Ipernbergwerk zu unserer Herrschaft Schönberg verpachtet. Die Flurbezeichnung „Op der Hött“ , ein weiterer Stollen an der Langerbach und ein Grabensystem im Quellgebiet des Linenbach deuten heute noch auf diese mittelalterliche Tätigkeit hin, die gegen Ende des 16. Jahrhunderts wohl schon zum Erliegen gekommen ist.

(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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