60. Jahrestag der Befreiung

Zeittafel

Die Kantone Eupen, Malmedy und St.Vith waren nach dem 1. Weltkrieg durch den Versailler Vertrag am 20.01.1920 an Belgien gekommen, nachdem sie seit dem Wiener Kongress (1815) zu Preußen gehörten.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen gab es mancherlei offene und versteckte Propaganda in den ehemaligen deutschen Kreisgebieten seitens deutsch-nationaler Gruppierungen, die darauf abzielten, die Bevölkerung von dem ihrer Meinung nach rechtswidrigen Versailler Vertag zu überzeugen und die belgischen Bemühungen zur Integration der neuen Gebiete zu unterwandern. Diese Bemühungen wurden ab 1933 von den in Deutschland aufkommenden nationalsozialistischen Gruppierungen übernommen.

10.05.1940: Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Benelux-Länder. In unserer Gegend wird der Einmarsch vielerorts mit Jubel und Dankbarkeit begleitet. Die belgische Armee sprengt einige Eisenbahnbrücken (z.B. in Braunlauf und Oudler) und legte Straßensperren an. In St.Vith kommt es zu einer Schießerei mit den örtlichen Gendarmen.

Die Eisenbachnbrücke in Oudler die 1940 zerstört wurde. Auf dem Bild die wiederhergestellte Verbindung.

St.Vith, 10. Mai 1940:

Der erste Panzer rollt durch das fahnengeschmückte St.Vith


18.05.1940: Durch besonderen Führererlass wird Eupen-Malmedy-St.Vith wieder mit dem Deutschen Reich vereint.
Ab 1942 werden die Männer und Söhne zur deutschen Wehrmacht eingezogen und die meisten kommen an der Ostfront zum Einsatz. Die ersten Vermissten- und Todesmeldungen treffen ein.

Schönberg: Einberufung an die Front 1942


09.08.1944: Bombardierung des Bahnhofs, der Kirche und mancher Häuser im Stadtzentrum St.Viths, wobei 14 Zivilpersonen ums Leben kommen. Auch das Lager Elsenborn wird bombardiert; hier werden sogar nahezu 200 Personen getötet.

Pfarrkirche St.Vith

Die ausgebrannte Pfarrkirche nach der Ardennenoffensive. Nach der mutwilligen Sprengung blieb jedoch nur mehr ein Steinhaufen übrig. An eine Restaurierung war nicht mehr zu denken.


Ende August: DeutscheTruppen sind auf dem Rückzug ins Reich. Allerhand Gerüchte über das Vorgehen der amerikanischen Soldaten beunruhigen die Bevölkerung.
03.09.1944: Versammlung der NSDAP in St.Vith, wo bekannt gegeben wurde, dass St.Vith als "erste deutsche Stadt" evakuiert werden müsse. Man setzte die Bevölkerung unter Druck, indem man behauptete, die "Vergeltungswaffen" kamen hier zum Einsatz.
04.09.1944: Der "große Treck" formiert sich. Man will aber nur bis hinter den Westwall ziehen. Schließlich gelangen die Flüchtlinge bis Hannoversch-Münden.
08.09.1944: Die erste V-2 wird aus dem Ardennenraum um 11.00 Uhr auf Paris abgeschossen. Die Kommandostelle befand sich in Aldringen.
09.09.1944: Beginn des amerikanischen Einmarschs in Bütgenbach.

Bütgenbach
US-Soldaten auf dem Vormarsch (Links das Geschäft Leyens)


11.09.1944: Amerikanische Truppen ziehen kampflos in Büllingen und in die Nachbardörfer ein; Rückzugsgefechte in Rocherath.
12.09.1944: Am späten Nachmittag ziehen amerikanische Soldaten in Amel ein.
13.09.1944: Die ersten Amerikaner besetzen am späten Nachmittag die St.Vither Vorstadt und graben sich ein.
Sprengung des Bütgenbacher Viadukts durch zurückziehende deutsche Truppen. Amerikanische Truppen besetzen das Dorf endgültig.

Bütgenbach:
Zerstörte Viadukt Bütgenbach











14.09.1944
: Die Amerikaner ziehen in St.Vith ein; fast keine Menschen säumen die Straßen.
Weitere Gefechte in Rocherath, wo die Deutschen die Amerikaner bis Krinkelt zurückwarfen. Die Amerikaner ziehen in Bütgenbach ein und setzen die belgische Verwaltung wieder ein.

26.th Infantry Area nach Bütgenbach

In Elsenborn wird noch gekämpft., wird aber schließlich von den Amerikanern besetzt, die ihre Stellungen u.a. auf Roder Höhe befestigen und dem deutschen Ansturm im Dezember standhalten.
16.-17.09.: Belgische Weißarmisten ziehen randalierend und plündernd durch St.Vith; es kommt zu Übergriffen. Die amerikanische Civil-Affairs und die belgische Verwaltung richten sich in St.Vith ein. Der amerikanische Captain Green ließ die Randalierer, die sich in Feindesland glaubten, entwaffnen und schickte sie nach Losheim an die Front.
04.10.1944: St.Vith wird von einer amerikanischen Elite-Einheit, der 2. US-Infanterie-Division ("Indian Head") besetzt.
06.10.1944: Evakuierung der Einwohner Elsenborns nach Wanne, Malmedy und Xhoffraix
07.10.1944: Evakuierung der Einwohner Büllingens und Rocheraths nach Malmedy.

Auf der Flucht vor dem Krieg







08.10.1944: Die Bewohner der deutschen Dörfer in der Nähe des Westwalls werden von den Amerikanern zwangsevakuiert. Viele wurden nach St.Vith, Malmedy, Spa oder Verviers gebracht..
Auch die Einwohner Bütgenbachs werden zwangsweise nach Malmedy evakuiert.
09.10.1944: Evakuierung der Bewohner Amels nach Malmedy; nach wenigen Tagen kehrten die meisten wieder zurück.
Anf. Okt. 1944: Deutsche Stoßtrupps kommen bis in die Nähe St.Viths.
13.12.1944: Die 2. US-Infanterie-Division wird von St.Vith nach Wirtzfeld und Rocherath verlegt um den amerikanischen Vorstoß General Gerrows auf die Rurtalsperren zu unterstützen.
16.12.1944: Um 5.35 Uhr beginnt die deutsche Gegen-Offensive. Aus den Stellungen hinter dem Westwall beschießen deutsche Truppen die völlig überraschten amerikanischen Verbände an der Front zwischen Monschau und Echternach. Zur Verwirrung der amerikanischen Truppen tragen auch deutsche Soldaten in amerikanischen Uniformen bei. Das Sonderkomamndo 'Greif", das durch O. Skorzeny befehligt wird, scheitert jedoch schon nach vier Tagen.
In den Nachmittagsstunden wurde Manderfeld von den Deutschen eingenommen.
17.12.1944: Viele St.Vither flüchten in Richtung Westen, besonders jene, die erst vor kurzem nach 4jähriger Emigration heimgekehrt waren. Laut Plan sollten die deutschen Truppen St.Vith gegen 18 Uhr eingenommen haben. Die Truppen der 7. US-Panzerdivision unter Gen.-Major R.W. Hasbrouck und Brigade-General B.C. Clarke trafen gegen 20 Uhr von Bastogne kommend in St.Vith ein.


Sie wurden auf ihrem Vormarsch durch zurückflutende Truppen behindert. Sofort wird der Verteidigungsplan organisiert, der dazu führt, dass die Stadt bis zum 23.12. gehalten wird.
Die 6. SS-Panzerarmee greift bei Rocherath an und stößt hier auf erbitterten Widerstand der 2. US-Infanterie-Division, die den Angriff trotz hoher Verluste schließlich abwehren kann.
Die SS-Kampfgruppe Peiper stößt ohne sicheren Flankenschutz in Richtung Westen vor und erreicht am Mittag Baugnez. Amerikanische Gefangene werden hier durch ihre deutschen Wachtruppen erschossen.

Baugnez:

Die hingerichteten US-Soldaten im Schnee.
Hintergrund: Das abgebrannte Café Bodarwé

Die Kampfgruppe Peiper bleibt hinter Stavelot wegen Treibstoffmangels stecken.
Aus Honsfeld kommend erscheinen am Morgen in Büllingen deutsche Panzer mit amerikanischen Hoheitszeichen und stiften Verwirrung bei den noch im Dorf befindlichen amerikanischen Soldaten.
18.12.1944: Die amerikanischen Truppen der 7. US-Panzerdivision halten die Stellungen auf dem Prümer Berg in St.Vith. General B. Clark verlegte sein Stabsquartier nach Crombach.
Auf Poteau entbrannte eine schwere Panzerschlacht.
Zwischen Bütgenbach und Bütgenbacher Heck tobte eine heftige Schlacht; den Deutschen gelingt es nicht, Bütgenbach einzunehmen.
Der deutsche Wehrmachtsbericht spricht erstmals von einer gestarteten Offensive, die siegreich verlaufe.
Im Krankenhaus von Bütgenbach treffen viele Flüchtlinge aus Rocherath und Wirtzfeld ein, da in ihren Dörfern heftige Gefechte toben..
20.12.1944: Die auf der Schneifel bei Lindscheid eingekesselte 106. US-Infanterie-Division, bestehend aus frontunerfahrenen Soldaten, gerät mit 8.000 Mann in deutsche Gefangenschaft. Über 200 US-Panzer werden dabei vernichtet.

Rocherath:

Zerstörte Pfarrkirche
Im Vordergrund ein Panzer

Der amerikanische Leutnant Erich Fisher Wood entkommt dem Kessel und taucht im Ommerscheider Wald unter, wo er einige verstreute Soldaten um sich schart und den deutschen Besatzern in der Nähe von Meyerode in einem etwa einen Monat währenden Partisanenkampf erhebliche Verluste beibringt.
21.12.1944: Die Schlecht-Wetter-Periode ist beendet und ermöglicht somit den Einsatz alliierter Luftstreitkräfte.
23.12.1944: Das amerikanische Ziel, die Verzögerung des deutschen Vormarschs, war erfüllt. Im Morgengrauen zog man sich von St.Vith über Crombach, Hinderhausen und Beho über festgefrorene Straßen in Richtung Vielsalm zurück. Die Deutsche zogen wieder in St.Vith ein. Nur vereinzelt sind Schüsse zu hören. Der noch gut erhaltene Bahnhof soll als Nachschubbasis dienen.
Panzerschlacht bei Bütgenbach; eine Einnahme des Ortes durch die Deutschen gelang wieder nicht.
Die Einwohner Faymonvilles werden bei ihrer Flucht in Richtung Schoppen beschossen. Sieben Personen starben an den Folgen dieses Angriffs; eigentlich war eine Feuerpause vereinbart worden.
24.12.1944: Recht wird bombardiert; 6 Zivilopfer waren zu beklagen.

Recht:
Zerstörte Wohnhäuser

General B. Clark verlegt sein Stabsquartier nach Crombach. Viele Flüchtlinge hatten im Josefskloster in St.Vith Zuflucht gefunden. Die Christmette feierte man im Klosterkeller. einige Parteifunktionäre tauchten wieder in der Stadt auf.
25.12.1944: Gegen 15 uhr geht ein erster Bombenteppich auf St.Vith nieder. Zuerst warfen die Flugzeuge Spreng- und Splitterbomben ab und setzten anschließend Phosphorbomben, die alles in Brand steckten.
26.12.1944: Kurz vor 15 uhr erfolgte die zweite weitaus heftigere Angriffswelle aus St.Vith. Die Stadt wurde zu über 90 % zerstört; im Büchelturm kommt eine ganze Familie ums Leben. Man nimmt an, dass etwa 1000-1500 Menschen bei der Bombardierung den Tod fanden. Die letzten Einwohner fliehen in die Nachbardörfer oder in den Eisenbahntunnel von Lommersweiler.

St.Vith:
Ehem. Klosterkapelle am 26.12.1944 zerstört

27.12.1944: Bombenangriff in Braunlauf und Maldingen mit insgesamt 15 Toten.
30.12.1944: Die Amerikaner leiten die Gegenoffensive ein.
17.01.1945: Heftiger Beschuss des Dorfes dauert bis 25.01
23.01.1945: Die 7. US-Panzerdivision erobert das Trümmerfeld St.Vith.

St.Vith: Eine amerikanische Luftaufnahme vom zerstörten St.Vith (Januar 1945)

29.01.1945: Am frühen Morgen rücken die Deutschen aus Büllingen ab und gegen 8 Uhr ziehen schon Amerikaner in den Ort ein.
30.01.1945: Rückzug der Deutschen aus dem schwelenden Trümmern Rocheraths.

Rocherath:
Haus Kalpers

01.02.1945: Die Amerikaner erobern die Kreuzung Wahlerscheid bei Rocherath wieder. Auch Manderfeld ist wieder in armerikanischer Hand.

Wahlerscheid: 2. Infantrie-Division

02.02.1945: Krewinkel wird als letzte belgische Ortschadt (zum zweiten Mal) befreit.
06.02.1945: Aus dem Westwallabschnitt östlich von St.Vith werden heftige Orts- und Bunkerkämpfe gemeldet. St.Vith wurde an diesem Tage zum letzten Mal im Wahrmachtsbericht genannt.
März 1945: Die Menschen kehren nach und nach in ihre zerstörten Dörfer und Städte zurück. Im Zuge des materielle Wiederaufbaus beginnt auch die Zeit der sozialen und politischen Repression.
08.05.1945: Kapitulation der Deutschen Wehrmacht.