60. Jahrestag der Befreiung

Presseberichte



Quelle : www.grenzecho.net

Die Vorbereitungen zu den Gedenkfeiern »60 Jahre Zerstörung der Stadt St.Vith« laufen auf Hochtouren. Ein Schwerpunkt bildet dabei unbestritten die Ausstellung, die der Geschichtsverein »Zwischen Venn und Schneifel für knapp fünf Monate in der Pfarrkirche zeigen wird. In Zusammenarbeit mit der Stadt St.Vith präsentiert der Geschichtsverein vom 17. Dezember bis zum 8. Mai - also dem offiziellen Gedenktag des Kriegsendes - die Werkschau »DENK-MAL«. Thema der historischen Aufarbeitung sind bewusst nicht nur die punktuellen Ereignisse während der Ardennenoffensive, sondern die Zeit von 1938 bis 1945 mit ihren vielfältigen politischen und gesellschaftlichen Verunsicherungen, Bevormundungen und Zerstörungen wird im Rückspiegel wieder lebendig.

»Spirale des Todes«

In den nächsten Wochen jährt sich die Zerstörung St.Viths und anderer Orte (wie etwa Rocherath, Büllingen oder Faymonville) zum sechzigsten Male. Zweifellos Anlass genug, die Geschehnisse und die Hintergründe der mörderischen Katastrophe noch einmal zu thematisieren. Die schweren Bombardierungen und die Zerstörungen der Wintertage 1944-45 mit unsäglichem Leid für die einheimische Bevölkerung bildete, so Klaus-Dieter Klauser, den apokalyptischen Abschluss einer Zeitspanne, die am 10. Mai 1940 mit dem Einmarsch deutscher Truppen vielerorts verheißungsvoll begrüßt wurde. Schon gegen Ende der dreißiger Jahren sorgte die verstärkte Propagandaaktivität dies- und jenseits der Grenze für emotionalen Aufruhr und Zwistigkeiten in unserer Bevölkerung, die nach dem Einmarsch bisweilen offen ausbrachen, ruft der ZVS-Vorsitzende die Fakten in Erinnung.

Das Leben unter den neuen Machthabern brachte jedoch bald Ernüchterung. Nach dem Taumel der »Befreiung« erwachten viele in einer gleichgeschalteten Gesellschaft, in der die Parteipropaganda die sich einstellenden Versorgungsengpässe zu beschönigen suchte und stattdessen Volksgemeinschaft und Rassenreinheit beschwor. Die ersten Einberufungen zur Wehrmacht ab 1942, gefolgt von den ersten Todesmeldungen hiesiger Soldaten, machten wohl den letzten Anhängern der braunen Diktatur klar, was die Stunde geschlagen hatte.

Stellungsbefehle zur Russlandfront, erste Luftangriffe in unserer Gegend, Einmarsch der Amerikaner im Herbst 1944 und nicht zuletzt Evakuierungen machten den Krieg erstmals erfahrbar. Die massiven Zerstörungen und das tausendfache Sterben im Verlauf der Ardennenoffensive bildeten den traurigen Höhepunkt dieser »Spirale des Todes«.

Gefangenschaft, politische Säuberungen und Drangsalierungen in vielfältiger Form, ferner die materielle Not der nachfolgenden Jahre traumatisierten die Menschen in der unmittelbaren Nachkriegszeit und bis weit darüber hinaus.

Parallelen zu heute

Sinn und Zweck der Ausstellung sei es zunächst, so Klaus-Dieter Klauser, das komplexe Zusammenspiel von Propaganda, totalitärem Regime und Menschenverachtung aufzuzeigen und zum Nachdenken über Parallelen in der heutigen Zeit anzuregen. Zum anderen gehe es darum, jenen Generationen, die diese unselige Zeit nur vom Hörensagen kennen, anschaulich vor Augen zu führen, welche Katastrophe demokratisches Versagen heraufbeschwören kann. Auch hier bietet sich ein Nachdenken über heutige Situationen an.

In diesen kalten Dezembertagen gedenkt die ostbelgische Bevölkerung der Ardennenoffensive. Zum 60. Jahrestag kehrte auch eine Gruppe von 102 US-Veteranen an die historischen Schauplätze zurück. An verschiedenen bedeutsamen Orten und Denkmälern finden in dieser Woche bekanntlich Gedenkfeiern statt.



Am vergangenen Sonntag besuchte nun eine Gruppe von 102 US-Veteranen, die vor 60 Jahren aktiv an der Befreiung Belgiens und Europas mitwirkten, die Ardennenregion. Eine stolze Zahl, die quasi zwei Drittel der noch lebenden US-Veteranen ausmacht: »Auf Grund der Tatsache, dass die 106. und 168. Division vornehmlich aus jungen und teilweise sogar kampfunerfahrenen Soldaten bestand, leben heute noch recht viele und können St.Vith und die Ardennenregion noch regelmäßig besuchen«, erklärte der St.Vither Schöffe Lorenz Paasch.

Rundreise

Erstes Ziel der Rundreise war am Samstag das Städtchen Houffalize, bevor die Veteranen mitsamt ihren Begleitpersonen und Familienangehörigen den Weg nach St.Vith einschlugen, wo für viele die schlimmsten und erbittertsten Kämpfe stattfanden. Treffpunkt war zunächst das US-Kriegerdenkmal in der Klosterstraße.

Bürgermeister Christian Krings und auch Schöffe Lorenz Paasch hießen die insgesamt rund 280 Besucher herzlich willkommen. In seiner Ansprache bedankte sich Christian Krings bei den US-Veteranen für den bewiesenen Mut und den Einsatz zur Befriedung der Eifelregion und ganz Europas. St.Vith sei das Zentrum der Ardennenschlacht gewesen und aus diesem Grund auch ein wichtiger Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. Der Bürgermeister erinnerte aber auch an die meist jungen deutschen Soldaten, die auf Grund von Hitlers Diktatur keine Chance in diesem sinnlosen Krieg hatten. Zugleich sprach er die Hoffnung aus, dass der Frieden zu einer dauerhaften Einrichtung werde. Der Verantwortliche der »17th Infantery Division Association«, Earle R. Hart, erinnerte in seiner Ansprache an das Schreckensszenario vor 60 Jahren. St.Vith habe mit der völligen Zerstörung und zahlreichen Zivilopfern einen hohen Preis für die Befreiung zahlen müssen. »Wir denken aber alle gerne an die herzlichen Kontakte mit der Zivilbevölkerung zurück. Gemeinsam haben wir ein großes Stück Arbeit im Sinne der Befriedung der westlichen Welt geleistet«, so Hart. Die äußeren Umstände seien vor 60 Jahren nahezu identisch gewesen: »1944 war es ebenso bitterkalt, wenn nicht sogar kälter, als wir auf den Hügeln rund um St.Vith Stellung bezogen.«

Nach der offiziellen Kranzniederlegung spielte Trompeter Helmuth Hilgers das Salut, gefolgt von der amerikanischen Nationalhymne. Neben den amerikanischen US-Veteranen waren auch ostbelgische Veteranenverbände vertreten. Nach dem Besuch des Kriegerdenkmals an der Bischöflichen Schule fuhr die Besuchergruppe zum Denkmal der 168. US Infantery Division am Prümer Berg, wo die wohl entscheidendste Schlacht in der Ardennenoffensive ausgefochten wurde. Die 168. US-Infanteriedivision hielt damals dem deutschen Angriff unter großen Verlusten stand und brachte somit den Vormarsch ins Landesinnere ins Stocken.

Gefallene Kameraden

Präsident George Checker gedachte zusammen mit seinen Veteranenkollegen den zahlreichen gefallenen Kameraden, bevor der Bus-Konvoi zum Mittagessen ins Militärlager nach Elsenborn abfuhr. Der Nachmittag stand im Zeichen der Besuche von Stavelot, La Gleize und Stoumont. Am gestrigen Montag statteten die US-Veteranen den luxemburgischen Öslingstädten Ettelbrück und Diekirch einen Besuch ab.

Auch dort wurden die kriegerischen Auseinandersetzungen während der Ardennenoffensive äußerst heftig geführt. Ferner sind noch feierliche Zeremonien in Clerf (am morgigen Mittwoch), Luxemburg (Freitag) und Houffalize (Samstag) vorgesehen, bevor Bastogne am Sonntag zum großen Gedenkakt einlädt.

Die belgische und die deutsche Eifel stehen am heutigen Donnerstag ganz im Zeichen des Gedenkens an die Opfer der Ardennenoffensive, die vor 60 Jahren ihren traurigen Anfang nahm. Bereits um 5.30 Uhr in der Frühe wird die Bevölkerung von einem dreiminütigen Glockengeläut in allen Kirchen an die Geschehnisse des Winters 1944 erinnert.



Gleichzeitig findet in Rocherath-Krinkelt eine gemeinsame Ehrenwache von amerikanischen, belgischen und deutschen Soldaten vor den Monumenten gegenüber der Kirche statt. Dabei wird der Opfer der »US 99 Infantry Division« und der »US Second Infantry Division« gedacht. Zur zentralen Gedenkfeier in der Kirche von Rocherath, die durch den Lütticher Bischof Aloys Jousten und seinen Aachener Amtskollegen Dr. Heinrich Mussinghoff, gestaltet wird, werden zivile, politische, religiöse und militärische Ehrengäste aus Belgien und Deutschland erwartet.

Versöhnung

Bekanntlich stehen die Veranstaltungen im belgisch-deutschen Grenzraum unter dem Motto »Versöhnung über die Grenzen = Zukunft für die Jugend« und werden ganz bewusst gemeinsam dies- und jenseits der Grenze organisiert. Musikalisch gestaltet wird die Messfeier durch einen Chor aus Monschau.

Eine Rundfahrt führt anschließend zu den Stätten der damaligen Kriegsstätten: Über Büllingen, vorbei am Denkmal der ersten USA Div. Schwarzenbach führt der Weg nach Bütgenbach zu dem Haus, in dem sich General Dwight Eisenhower einige Tage aufgehalten hat.

Um 8.30 Uhr nehmen die Teilnehmer gemeinsam mit Schülern aus der Region ein Frühstück im Sport- und Freizeitzentrum Worriken ein. Die Weiterfahrt in Richtung Monschau erfolgt um 9.30 Uhr. Der Weg führt über Elsenborn, wo an der Gemeindeschule eine Gedenkplakette eingeweiht werden soll. Dort wurde die erste US-Armee Krankenschwester Frances Slanger getötet. In Monschau wird die Gruppe durch Schüler der St. Ursula-Schule empfangen, die Souvenirs an die Veteranen beider Seiten übergeben. Anschließend erfolgen geführte Besichtigungen der Stadt in Zusammenhang mit den Bränden während des Krieges. Über Höfen geht es um 10.30 Uhr weiter in Richtung Hellenthal, wo bereits am gestrigen Mittwoch eine Gedenkveranstaltung mit Zeitzeugen am Hollerather Knie stattfand (siehe auch Grenz-Echo vom vergangenen Dienstag). Nächste Station ist um 11.15 Uhr der Soldatenfriedhof Oberreifferscheid, wo ein Kranz niedergelegt wird. Zur Mittagszeit führt der Weg weiter über Udenbreth, Hellenthal und Hollerath zurück nach Belgien ins Lager Elsenborn. Dort ist um 13.30 Uhr ein gemeinsames Mittagessen terminiert. Im Nachmittag besteht vor allem für Veteranen die Gelegenheit, zu den früheren Frontabschnitten zu fahren.

Neben der heutigen Veranstaltung bietet die Vereinigung der Fremdenführer der Ostkantone ständig Rundfahrten für interessierte Gruppen an. Anfragen werden unter der Rufnummer 080/44 72 02 entgegen genommen.

In St.Vith finden heute Morgen ab 8 Uhr verschiedene Aktionen zur Ächtung von Gewalt und Krieg vor den Schulen statt. Am Abend ist ab 18.30 Uhr die zentrale Abschlussfeier im Rathaus mit Gesangsbeiträgen, Zeitzeugnissen und einer Präsentation der Veranstaltungen, die unter dem Titel »Denk-Mal« durchgeführt werden, geplant. Die verschiedenen Beiträge werden mit einer Multimediapräsentation historischer Aufnahmen von der zerstörten Stadt St.Vith und verschiedener zerstörter Eifeldörfer untermalt.

In der St.Vither Pfarrkirche wird ab dem morgigen Freitag und bis zum 8. Mai eine Ausstellung des Geschichts- und Museumsvereins »Zwischen Venn und Schneifel« zur Ardennenoffensive und zum Ende des Zweiten Weltkrieges gezeigt.

Zentrale Frage

Ziel ist es, das komplexe Zusammenspiel von Propaganda, totalitärem Regime und Menschenverachtung anhand der Geschichte aufzuzeigen und zum Nachdenken über Parallelen in der heutigen Zeit anzuregen. Eine der zentralen Fragen ist, ob die Gesellschaft heute gegen dergleichen Gefahren gefeit ist. Die Ausstellung ist außerhalb der Gottesdienste zugänglich; Führungen für Schulen können auf Anfrage unter der Rufnummer 080/22 92 02 (werktags zwischen 13 und 17 Uhr) durchgeführt werden.

Über 300 Frauen und Männer machten sich am 16-12-2004 auf zu einer Erinnerungsfahrt durch die belgische und deutsche Eifel, die 1944 Schlachtfeld der Ardennenoffensive war. Unter den Teilnehmern waren auch einige Veteranen, die im Winter 1944-45 hier gekämpft hatten.



Die Rundfahrt begann bei eisigen Temperaturen gegen 8.30 Uhr in Rocherath, wo ab 7 Uhr eine schlichte Gedenkfeier in der Kirche stattgefunden hatte.

Nach der Kranzniederlegung am Gefallenendenkmal machten sich die Teilnehmer in sieben Bussen und zwei Dutzend Pkw auf den Weg nach Bütgenbach, um zunächst einmal zu frühstücken. In den Bussen wurden unterwegs Erläuterungen zu den kriegerischen Ereignissen gegeben, die ab dem 16. Dezember 1944 die Gegend verwüsteten.

Diese Erläuterungen alle aufzuführen würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Sie können in der Broschüre »Ardennenoffensive - Battle of the Bulge« aus der Feder von Erich Hönen nachgelesen werden, die zum Preis von drei Euro bei Media-Planning in St.Vith erhältlich ist.

Dass die belgischen, amerikanischen und deutschen Streitkräfte ihren Teil zu der Gedenkfeier beitragen wollten, hatte sich schon bei der Kranzniederlegung in Rocherath gezeigt. Ein weiteres Beispiel der Mitarbeit der Armeen bot sich den Rundfahrern am Denkmal der 1. US InfDiv an der Domäne in Bütgenbach. Während der Konvoi den Kreisverkehr passierte, wurde der Obelisk von Soldaten flankiert, die das Gewehr zu Ehren der hier Gefallenen präsentierten. Andere Denkmäler längs des Weges waren zur Feier des Tages mit Blumen und Fahnen geschmückt.

In Bütgenbach fuhr die von der Polizei eskortierte lange Fahrzeugkolonne zunächst an der Villa Kirch vorbei, wo der Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte, General Dwight Eisenhower, Ende November 1944 einige Tage zu Gast war.

Ein herzlicher Empfang wurde den Gästen an der Gemeindeschule Bütgenbach bereitet. Die Kindergartenkinder hatten mit ihren Lehrerinnen am Eingang der Schule Aufstellung genommen, schwenkten Fähnchen mit dem Wappen der DG und wünschten den Ankommenden singend eine frohe Weihnacht.

Die Aufgabe, der großen Gästeschar innerhalb einer Dreiviertelstunde das Frühstück zu servieren, löste die Logistikabteilung des Lagers Elsenborn mit Bravour. Der Chor der Gemeindeschule trug Lieder in drei Sprachen vor, die von Frieden und Eintracht handelten und brachte auch, zwar ein wenig zu flott, das einst bei den Soldaten an allen Fronten beliebte Lied von Lili Marlen zu Gehör.

Weiter ging die Fahrt nach Elsenborn, vorbei an der Schule, wo am 21. Oktober die 31-jährige Sanitäterin Frances Slanger durch einen Granatsplitter getötet wurde. Sie war das erste weibliche Kriegsopfer der US Army in Europa.

Am Lager Elsenborn wurde ein Blick auf die Roderhöhe geworfen, wo sich deutsche Landser und amerikanische GI´s Ende Dezember 1944 heftige Kämpfe lieferten. Über Kalterherberg wurde Monschau angesteuert. Hier verstopfte der Konvoi eine halbe Stunde lang die Innenstadt, während Bürgermeister Theo Steinröx die Gäste begrüßte und mit Glühwein bewirten ließ. Studienrat Franz-Peter Müsch berichtete über Kriegsereignisse in und um Monschau und bat dann die ehemaligen Kämpfer unter den Gästen nach vorne, um ihnen ein Präsent zu überreichen.

Das heiß umkämpfte Höfen und der Weiler Alzen waren weitere Stadionen auf dem Weg nach Reifferscheidt. Dieser führte über die Kreuzung Wahlerscheid, die bereits am 13. Dezember 1944 zum Schlachtfeld wurde, als die Amerikaner versuchten über Wahlerscheid zur Urfttalsperre vorzustoßen. Die Kreuzung wechselte im Winter 44-45 mehrmals den Besitzer und erhielt von den GI´s den Namen »Heart-break crossroads« = Straßenkreuzung der Verzweiflung.

Unterhalb der Ortschaft Oberreifferscheid liegt ein Soldatenfriedhof, auf dem 1163 Landser beigesetzt sind. Hier fand ebenfalls eine Gedenkfeier statt (siehe Bericht anbei).

Hollerath, Udenbrecht, Weißer Stein, Losheimergraben, Lanzerath und Buchholz waren weitere Etappen der 130 Kilometer langen Rundfahrt, die sich allerdings in dichten Nebel hüllte, ehe über Honsfeld und Büllingen wieder der Ausgangspunkt Rocherath erreicht wurde.

Im Lager Elsenborn wurde den Teilnehmern zum Abschluss ein Mittagessen serviert und am Abend wollten viele sich noch zur Schlussfeier dieses Erinnerungstages nach St.Vith begeben.

Mit der zentralen Abschlussfeier im St.Vither Rathaus gingen am Donnerstagabend die Gedenkfeierlichkeiten zum 16. Dezember zu Ende

Bürgermeister Christian Krings konnte zahlreiche Ehrengäste des öffentlichen Lebens, insbesondere aus Politik und Wirtschaft, aber auch ehemalige US-Veteranen zu dieser Feierstunde begrüßen. Zu Beginn ließ das Stadtoberhaupt den Tag kurz Revue passieren.

An verschiedenen ehemaligen Kriegsschauplätzen in Deutschland, Luxemburg und Belgien war des 60. Jahrestags der Ardennenoffensive gedacht wurde. »Als die Rundstedtoffensive am 16. Dezember um 5.30 Uhr losbrach, war dies für die Bevölkerung des Eifel-Ardennen-Raumes der traurige Höhepunkt einer vierjährigen Herrschaft des Nazi-Regimes«, erinnerte Christian Krings an das Grauen des Krieges, welches für die Zivilbevölkerung, die inmitten des Schlachtfeldes wohnte, eine neue Dimension erreichte.

1500 Opfer

So bedeutete die Entscheidung der Amerikaner, St.Vith mit allen Mitteln zu verteidigen, zwar das Scheitern der deutschen Truppen, war aber gleichzeitig auch das Todesurteil für die kleine, beschauliche Stadt, die am 25. und 26. Dezember massiv bombardiert und quasi ausgelöscht wurde. Schätzungen gehen von 1500 Opfern aus. Allein in der zerstörten Klosterkirche fanden über 300 Menschen den Tod.

»Der heutige Tag bietet uns die Gelegenheit, allen Opfern dieser sinnlosen Schlacht, aber auch der Opfer nachfolgender und aktueller Kriege zu gedenken«, so Christian Krings. Die Wirren des Zweiten Weltkrieges hätten für die Eifeler Bevölkerung Tod, Entsetzen, Hunger und Zerstörung bedeutet, letztendlich aber auch die Befreiung von einer unmenschlichen Diktatur.

In den Dialog treten

»Zehntausende Soldaten der alliierten Streitkräfte – Väter, Söhne und Brüder – mussten ihre Familien in Übersee zurücklassen. Viele haben ihr Leben damals geopfert, um Europa zu befreien. Es ist auch ihr Verdienst, dass unsere Generation und unsere Kinder seit nunmehr 60 Jahren in Freiheit und Frieden leben können.«

Der Bürgermeister appellierte auch an alle, aktiv für den Frieden einzutreten, wenn dieser erhalten werden solle. So möchte die Stadt St.Vith mit der Veranstaltungsreihe »Denk-Mal« einerseits an die dramatischen Ereignisse der Jahreswende 1944-45 erinnern und andererseits versuchen, die heutige Generation und vor allem die Jugend zu einem engagierten Dialog über Krieg und Frieden anzuregen.

Dank einer Arbeitsgruppe um Lorenz Paasch und Klaus-Dieter Klauser sowie einige engagierte Lehrer wurde die Thematik aufgegriffen und eine pädagogische Arbeitsmappe mit historischen Fakten für die Schulen zusammengestellt.

Der gesamte Gedenktag stand unter dem Motto »Versöhnung über Grenzen hinweg, Zukunft für unsere Jugend«. Gemeindevertreter und Bevölkerung des ehemaligen Kampfgebietes haben den Tag gemeinsam gestaltet und erlebt. Diese Partnerschaften zwischen deutschen, luxemburgischen und belgischen Gemeinden sind heute selbstverständlich.

Werte

Christian Krings schloss mit den Worten »Beginnen muss jeder Friede im Herzen des Menschen, denn wachsen kann er nur dort, wo auch der erforderliche Nährboden vorhanden ist«. In diesem Sinne sollten die Gedenkfeiern dazu genutzt werden, die wahren Werte der menschlichen Existenz wieder in den Vordergrund zu rücken.

Die Reihe der Gedenkveranstaltungen zum 60. Jahrestag der Ardennenoffensive in der Stadt St.Vith setzte sich am vergangenen Freitagabend mit der Eröffnung der umfangreichen Ausstellung »Denk-Mal« fort.



Ort dieser eindrucksvollen Dokumentation über die Entwicklung und die Auswirkungen eines totalitären Regimes mit katastrophalen Folgen für die hiesige Bevölkerung ist die Pfarrkirche St.Vith.

Lorenz Paasch, Kulturschöffe und Mit-Initiator dieser Ausstellung, zeigte sich erfreut über den regen Zuspruch am Freitagabend und begründete nochmals die Wahl der Pfarrkirche als Ausstellungsort: »Die St.Vither Kirche ist ein Mahnmal der Zerstörung, denn sie wurde im Dezember 1944 durch Bomben vollständig dem Erdboden gleichgemacht.«

Außerdem sei die Kirche das Zentrum der Gemeinschaft und des Glaubens und damit der ideale Ort der Besinnung, an dem das Nachdenken über die gezeigten Bilder und Texte leichter falle.

Neu konzipiert

»Denk-Mal« nimmt die Bombardierung St.Viths, die vielfältigen Zerstörungen zahlreicher Eifeldörfer und das unsägliche Leid der Menschen vor 60 Jahren zum Anlass, um Denkanstöße zu geben.

Bereits vor 20 Jahren lockte die Ausstellung »Menschenwerk – Gestern Krieg, heute Frieden?« etwa 3500 Menschen ins St.Vither Rathaus. Diese wurde von Klaus Dieter Klauser, Vorsitzender des Geschichtsvereins »Zwischen Venn und Schneifel« in Zusammenarbeit mit den Lehrern Egi Piette und Dr. Jens Giesdorf sowie unter der Schirmherrschaft der Stadt St.Vith neu konzipiert.

Zur Einführung ließ Klaus-Dieter Klauser kurz die geschichtlichen Ereignisse Revue passieren, die im Winter 1944/45 mit den Bombardierungen und Zerstörungen in der Eifel den fast apokalyptischen Abschluss einer Zeitspanne bildeten, die 1940 mit dem Einmarsch der deutschen Truppen begonnen hatte.

Sinn und Zweck der Ausstellung ist es zunächst, das komplexe Zusammenspiel von Propaganda, totalitärem Regime und Menschenverachtung anhand der Geschichte aufzuzeigen und zum Nachdenken über Parallelen zur heutigen Zeit anzuregen.

Andererseits geht es darum, den Generationen, die diese unselige Zeit nur von Hörensagen kennen, anschaulich vor Augen zu führen, welche Katastrophe demokratisches Versagen heraufbeschwören kann.

Klauser betonte, dass diese Geschichte und Geschichte generell uns nicht gleichgültig sein können, wenn die Gesellschaft nicht immer wieder auf die gleichen Irrwege geraten möchte.

Nährboden für eine solche Entwicklung gebe es auch heute genug, so beispielsweise Unwissenheit, Desinteresse, Unzufriedenheit und Übersättigung.

»Der Krieg ist in unserer Welt noch immer allgegenwärtig und es ist nicht absehbar, dass dieses extreme Mittel politischen Handelns jemals aus unserer Welt verschwindet. Eher verschwindet die Welt«, unterstrich der ZVS-Vorsitzende die Präsenz des Themas sowie die Notwendigkeit der Auseinandersetzung damit.

Erfreut zeigte sich Klauser über das Interesse der Schulen, wobei sein Dank vor allem an die beiden Lehrer Egi Piette und Dr.Jens Giesdorf ging, die eine umfangreiche Dokumentation mit Unterrichtsmaterialien erstellt haben (siehe Artikel anbei).

Skulptur

Ein besonderer Dank ging auch an die 84 Schüler des ersten Jahres der Sekundarstufe des Kgl. Athenäums St.Vith und ihre Kunstlehrerin Appolonia Trantes-Berens für ihre hervorragend gestalteten Objekte zur Ausstellung, so u.a. eine Ruinenskulptur der zerstörten Kirche.

»Das Theaterstück Irgendwo übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus«, so Regina, die zum vierten Mal den Rundgang durch St.Vith mit erlebte und auch dieses Mal aufs Neue beeindruckt war. Immer wieder aktuell auf Ort und Situation zugeschnitten, basiert das Theaterstück von Agora auf dem »Märchen vom Wünschen« von Arthur West.



Im Gedenken an die Zerstörung von St.Vith vor sechzig Jahren wurde die Aufführung in die Reihe »Denk-Mal« eingebettet und von Regisseur Marcel Cremer und seinem 23 Personen zählenden Ensemble auf dieses Ansinnen überarbeitet.

Siebzehn Stationen

So blieb zwar die Geschichte vom kleinen Hans, der ohne Eltern und bald auch ohne Pflegetante in die Welt hinausgeschleudert wurde, die Basis der Inszenierung, doch wurden Zeitzeugenberichte eingearbeitet, die vorgelesen oder als Videoeinspielung ergreifend auf die zahlreichen Besucher wirkten. »Wir hatten in etwa 50 Voranmeldungen und 150 Leute sind schlussendlich gekommen«, so Marcel Cremer erfreut über so viel Resonanz.

In Zwölfergruppen wurden die Besucher hintereinander bei Beinahe-Vollmond und eisigen Temperaturen auf siebzehn Stationen durch St.Vith geleitet. Ausgang und Ende war das Chiroheim. Die Besucher erlebten Hans' Geburt in der Klosterkapelle, die Konfrontation mit dem »Unheiligen des Windes« am Heimatmuseum, Tante Rosas Tod am Stellwerk, das Betteln eines Obdachlosen an der Pfarrkirche, die drohende Erwartung des Todes im stockdunklen Büchelturm, das Erstellen einer Wandzeitung in der Pulverstraße, eine einsame Frau, die auf die Rückkehr ihrer Kinder hofft und wartet, den Widerstand am Denkmal gegenüber dem Friedhof, den Lichtbaum auf dem Friedhof, wo die Erinnerungen an den Krieg von Leo M. aus Hinderhausen vorgetragen wurden, den Tod eines Soldaten im Feld, die singende »Unheilige des Wassers« am Steineweiher, den Schuhkäufer, der Schuhe gegen Nägel tauschen wollte, den »Unheiligen des Feuers«, der mit Wärme Werbung für eine rechtsradikale Partei schüren wollte, den »Wanderer« in der Unteren Büchelstraße, der die Antwort auf die Frage nach dem Grund für den Wiederaufbau gab, nämlich den einfachen Wunsch zu leben, die Erinnerung von Nora Clohse auf TV-Bildschirm im freien Feld, vom brennenden St.Vith und dem Zusammenhalt derer, die noch helfen konnten sowie abschließend den Wunschbaum im Chiroheim, an dem jeder Besucher seinen Zukunftswunsch aufschreiben konnte.

Bedenkzeit erbeten

Mit einem Wiegenlied, hier als »Wecklied«, weiteren Zeitzeugenberichten (auch gestern und heute auf KA3), Akkordeonmusik und einem Glühwein nahm der Abend unter regem Austausch seinen Ausklang.

»Einiges wirkt für mich noch zusammenhanglos, braucht sicher Bedenkzeit, bis alles klar ist«, so Martha aus Hergenrath, die die Aufführung wie alle anderen als ergreifend und gelungen empfunden hat. Bewunderung galt auch den Schauspielern für ihre authentische Leistung.

 

»Mein Herz ist bereit« für eine Befriedung der alten Wunden

»Gerade die neue Pfarrkirche steht als Zeichen für den Mut der St.Vither Bevölkerung, nach den Schrecken des Krieges nicht kapituliert zu haben.« So Dechant Jean Pohlen eingangs des Gedenkkonzertes an symbolträchtiger Stätte.



Es sei sicher nicht leicht gewesen, nach einer derart sinnlosen Welle der Zerstörung, die die zweifache Bombardierung an Weihnachten 1944 über St.Vith gebracht habe, im Glauben an Gott und an sich selbst die Energie aufzubringen, wieder von vorne anzufangen. Auf einem Trümmerhaufen, auf dem neben Leichen und Mauern vor allem auch die Illusion an eine gerechte Welt verschüttet waren.

Mit Blick auf die Bedeutung des Wortes »Requiem« - »Ruhe« verneigte sich der Dechant mit Ehrfurcht vor den Opfern, »in der Hoffnung und Überzeugung, dass sie ihre innere Ruhe gefunden haben«. Zugleich sprach er den Wunsch aus, dass die alten Wunden eine Befriedung finden mögen. »Gerade jene über Jahrzehnte ungeklärten Dinge sollten nun einem friedvollen Abschluss zugeführt werden.«

Zugleich richtete er den Blick von Weihnachten 1944 auf Weihnachten 2004 - und besonders auf Südostasien. In Absprache mit den Verantwortlichen der Stadt wurde angesichts der riesigen Not nach dem Seebeben und der Flutwelle im Indischen Ozean kurzerhand beschlossen, den Erlös des Konzertes den dortigen Opfern zukommen zu lassen. Und da mit nur ein bescheidener Obolus erhoben wurde, gab es am Kirchenausgang zusätzlich eine Kollekte. Insgesamt kamen so stattliche 3730 € zusammen.

Zerstört wurden bei den Bombardierungen nicht allein die Pfarrkirche (die bereits bei einem Luftangriff am 9. August 1944 völlig ausbrannte) und die Klosterkirche (wo bis zu 300 Menschen den Tod fanden), sondern gleichfalls die am Windmühlenplatz gelegene protestantische Kirche. Weshalb Ursula Noel den Bericht eines Zeitzeugen jener Kirchengemeinde vortrug, die damals in St.Vith deutlich stärker vertreten war als heute. Eine bewegende Erinnerung, die bezeichnenderweise mit dem Psalmspruch »Der Herr ist nahe« ausklang.


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Der Schülerrat des Königlichen Athenäums St. Vith lud Zeitzeugen zu einem Informations- und Diskussionsabend über »Ostbelgien im Zweiten Weltkrieg« ein. Die Veranstaltung richtete sich an Eltern, Lehrer und Schüler.

Eingeleitet wurde der Abend mit dem Besuch der Ausstellung »Denk-Mal« in der St.Vither Pfarrkirche unter Anleitung von Klaus-Dieter Klauser, dem Vorsitzenden des Geschichtsvereins »Zwischen Venn und Schneifel«.

Es folgte eine Gesprächsrunde im Athenäum. Diese wurde eingeleitet durch Berichte von fünf Zeitzeugen aus dem St.Vither und Büllinger Land, die ihre Erlebnisse eindrucksvoll schilderten. Anschließend stand es den 65 Teilnehmern frei, Fragen zu stellen. Die Gesprächsrunde fand in gelockerter Atmosphäre statt, Schüler hatten für ein gemütliches Ambiente mit Kaffee und Kuchen gesorgt.

Als erste beschrieb Lisa Schröder-Clohse das Leben während der Ardennenoffensive in ihrem Heimatdorf Crombach. In ihrem Elternhaus hatte sich ein amerikanischer Generalstab einquartiert, und das Leben für ihre Familie war daher mit einigen Einschränkungen verbunden. Sie berichtete, wie der Haushund durch sein Gebell die Bewohner wahrscheinlich vor dem sichern Tod rettete, denn der Hund habe heranschleichende Feindestruppen vertrieben, die den im Hof befindlichen Stromgenerator sprengen wollten.

Die Bombardierung St.Viths zu Weihnachten 1944 sei wie ein Erdbeben in Crombach spürbar gewesen, berichtete Frau Schröder weiter. Die St.Vitherin Frau Cäcilia Alard ergänzte die Aussagen ihrer Nachbarin am Podiumstisch und schilderte ihre Erlebnisse während der Bombardierung der Stadt im August und im Dezember 1944 sowie den Verlust ihrer Angehörigen, die sich in den Büchelturm geflüchtet hatten. Nach der Bombardierung des ersten Weihnachtstages sei ihre Familie zunächst nach Crombach geflohen. Auf ihrer mehrwöchigen Flucht seien ihnen überall hilfreiche Menschen begegnet, die sie in ihrer Not aufgenommen hätten.

Frau Johanna Gallo-Schmitz aus Steinebrück sprach in beeindruckender Weise von einem besonders tragischen Ereignis das sie, damals noch ein Kind, wie durch ein Wunder überlebte. Nach einem plötzlichen Bombeneinschlag in ihrem Haus stürzte dieses in sich zusammen. Durch die Druckwelle wurde einer der im Haus befindlichen Soldaten auf sie geschleudert, der ihr vermutlich das Leben rettete. Während der Soldat von den herabfallenden Trümmern getötet wurde, lag sie geschützt unter ihm. Ihre Mutter und vier ihrer Geschwister kamen bei diesem Angriff ums Leben. Frau Gallo berichtet weiter über das Leben der Dorfbewohner, die sich während der Kampfhandlungen in eine Höhle am Ortsrand geflüchtet hatten.

Frau Maria Küpper-Rupp aus Mürringen wurde nach den ersten deutschen Angriffen mit ihrer Familie und anderen Dorfbewohnern in das vermeintlich sichere Malmedy evakuiert. Nach den Bombenangriffen auf die Stadt begann für sie und ihre Familie eine echte Odyssee, die sie schließlich bis nach Brüssel führte, wo sie selbst und ihre Familienmitglieder ernsthaft erkrankten. Sie schilderte auch die Rückkehr nach Hause, wo man das Elternhaus völlig zerstört und ausgeraubt vorfand und quasi wieder bei Null anfangen musste.

Ihren jetzigen Mann, Herbert Küpper, hat es auf der Flucht vor dem Krieg in ein Kloster nach Trois-Ponts verschlagen. »Dort waren die Nonnen auch nicht immer heilig, denn sie verwehrten uns hungrigen Kindern sogar einen Apfel.« verriet er uns mit einem Augenzwinkern. Doch die Heiterkeit verstummte schnell als Herbert Küpper mit seinen Ausführungen fortfuhr und erklärte, wie neben dem Kloster die Leichen »wie Holzscheite« aufgestapelt lagen. Auch er schilderte anschaulich, wie die Menschen seines Dorfes vor dem Krieg fliehen mussten und wie die Not der Nachkriegszeit die Hilfsbereitschaft der Menschen förderte.

Die anschließende Diskussion brachte andere Episoden und Anekdoten zur Sprache. Im Fazit zu dieser Veranstaltung würdigt der Schülerrat die Teilnahme der Zeitzeugen, von Klaus-Dieter Klauser und allen anderen Beteiligten.

(Markus Bertha)

 

Dankbarkeit für die Befreiung

Am Sonntagabend 27-02-2005 erfolgte in der Pfarrkirche St. Vith eine Wiederholung der offiziellen Feier zum Gedenken an die Ardennenoffensive vor sechzig Jahren. Diese Veranstaltung hatte bereits für geladene Gäste am 16. Dezember im St. Vither Rathaus stattgefunden. Sie stand nun auf vielfältigen Wunsch aus der Bevölkerung hin ein weiteres Mal an.

»In zehn Jahren werden nur noch wenige Zeitzeugen leben«, erläuterte der St. Vither Schöffe Lorenz Paasch, der mit dem Präsidenten des Geschichtsvereins Zwischen Venn und Schneifel (ZVS) St.Vith, Klaus-Dieter Klauser, in einer Arbeitsgruppe die aufwendigen Schwerpunkte der Gedenkfeiern ausgearbeitet hat. »Aber das Gedenken an sie und ihre Angehörigen sowie an die Gründe für diesen Krieg darf nicht mit ihnen sterben«, forderte der Redner.

Bürgermeister Christian Krings erinnerte einleitend an den Beginn des Infernos am 16. Dezember 1944 als traurigen Höhepunkt eines vierjährigen Naziregimes. Mit der Zerstörung der kleinen Stadt St. Vith, dem wahllosen Töten von Zivilisten, Frauen und Kindern habe das Grauen eine noch schrecklichere Dimension erreicht.

Am 25. und 26. Dezember 1944 wurde St. Vith bombardiert und quasi ausgelöscht. Die Zahl der Opfer wird auf 1500 geschätzt, davon haben allein zirka 300 Menschen den Tod in der Klosterkapelle gefunden.

Auslöser des Krieges

Die Gründe für einen Krieg seien immer noch dieselben, sagte der Bürgermeister, der als Auslöser die Angst vor potenziellen Feinden, den Machthunger, den Kampf um Ressourcen, die ungerechte Verteilung der Güter, die Unterdrückung, die Ausbeutung und den Rassismus anführte.

Der Tod und die Verwüstung hätten aber auch das Ende einer Diktatur bedeutet. Ein Dank galt Brüssel, welches die Patenschaft für den Wiederaufbau von St. Vith übernommen hatte. Die Nachkommen seien in den vergangenen Jahren versöhnt worden, wie zahlreiche Partnerschaften unter Gemeinden über die Grenzen nach Deutschland und Luxemburg zeigten, unterstrich das Gemeindeoberhaupt. Eine aktive Zusammenarbeit sichere eine friedliche Zukunft. Frieden müsse im Herzen der Menschen beginnen und die Verständigung sei wichtiger als das Pochen auf jedermanns Recht.

Ausstellung

Lorenz Paasch ließ anschließend die verschiedenen Etappen der Gedenkfeiern Revue passieren, betonte die Wichtigkeit der Ausstellung, die noch bis zum 8. Mai in der Pfarrkirche zu besichtigen ist und auch schon zahlreiche Schüler mit ihren engagierten Lehrern angesprochen hat. »Sie haben das Glück, die Erinnerung an den Krieg nicht aus eigener Erfahrung zu kennen«, so der Schöffe, der auch nicht die Alliierten als Sündenbock für die Zerstörung und die vielen unschuldigen Toten sehen möchte, »denn es bleibt festzustellen, dass der Krieg bewusst und von langer Hand vorbereitet wurde, und zwar vom Nazi-Regime, von dem uns die Alliierten befreit haben. Wir dürfen das einfach nicht vergessen, wenn wir nicht denen, die wieder oder immer noch Nazi-Ideen huldigen, Wasser auf die Mühle gießen wollen«.

US-Politik

Auch wenn Lorenz Paasch der heutigen amerikanischen Außenpolitik skeptisch gegenüber steht und auch wenn er das damalige militärisch notwenige Maß an Zerstörung und Tötung nicht gutheißen kann, ändert das nichts an seinen Gefühlen der Dankbarkeit für die damalige Befreiung.

Als Zeichen der Anerkennung hatte der US-Veteran Russel D. Hoff, den Lorenz Paasch rein zufällig in einem Café kennen gelernt hatte, am 16. Dezember eine Medaille der Stadt St. Vith erhalten, stellvertretend für alle jungen Soldaten aus Übersee, die ihr Leben für die Befreiung aufs Spiel gesetzt hatten.

Quelle : www.grenzecho.net


Foto Grenz-Echo

Der Buchautor Wolfgang Trees referierte am Donnerstag, dem 10. März, auf Einladung der Lupe über das Thema »Die Euregio im Zweiten Weltkrieg«. Der historische Diavortrag beginnt um 20 Uhr im Foyer des BRF, Kehrweg 11 in Eupen.

Wolfgang Trees, Jahrgang 1942, studierte Politik, Soziologie und Psychologie. Er war 14 Jahre Redakteur bei der »Aachener Volkszeitung«. Unter seinen bisher 26 Büchern hat Trees eine Reihe von regionalen Bestsellern verfasst, u.a. »Die Amis sind da!«, »Entscheidung in St.Vith«, »Schlachtfeld Rheinland«, »Hölle im Hürtgenwald«, »Schlachtfeld zwischen Maas und Rhein« und »Schmuggler, Zöllner und die Kaffeepanzer«.

Der »Kölner Stadt-Anzeiger« urteilte am 31. Dezember 2004 über Trees: »Unter allen Autoren, die das Kriegsgeschehen in der Heimat nach dem Krieg recherchiert und dokumentiert haben, ragt der Aachener Journalist Wolfgang Trees ganz besonders heraus.«

Herr Trees, ab den 70er Jahren bis zuletzt 1995, zum 50. Jahrestag des Kriegsendes, haben Sie eine ganze Reihe von Kriegsbüchern über die Euregio verfasst. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Zunächst: Das sind keine »Kriegsbücher«, sondern Dokumentationen über die jüngere Heimatgeschichte. Ich bin kein Kriegsberichterstatter. Ich habe damals lediglich geschaut, was in der Heimat geschehen ist. Das war zufällig der Krieg. Und dann schrieb ich nur, wie es damals war. Das war immer mein Anspruch.

Viele Ihrer Dokumentationen haben eine hohe Auflage erreicht. Ist die schriftstellerische Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges finanziell lohnend?

Absolut, wenn ich die Auflagen der Bücher betrachte, zum Beispiel »Die Amis sind da« (34000) oder »Hölle im Hürtgenwald« (82000). Meine Frau sagt immer: »Wo viel Blut fließt, das kaufen die Leute!« Mein nach eigenem Empfinden wichtigstes Buch über die Kriegsereignisse war »Krieg ohne Sieg«. In dem habe ich ergreifende Schicksale aus den Jahren 1935 bis 1945 geschildert.

In den Jahren 1943 und 1944 hat Aachen sehr schwere Luftangriffe erlebt. Haben die Alliierten den Dom und große Teile der prächtigen Altstadt bewusst verschont?

Ja, vor allem den Dom. Dafür sorgte der Kunstschutz-Offizier der 1. US-Infanteriedivision, Captain Hancock. Jede Division hatte einen solchen Offizier. Es gibt ja eine weltweite Übereinkunft, dass man wichtige Baudenkmäler im Krieg schützt.

Am 12. September 1944 standen die Amerikaner direkt vor der Kaiserstadt. Weshalb haben die Verteidiger Aachens nicht rechtzeitig kapituliert und so eine blutige, sinnlose Schlacht vermieden?

Weil Kampfkommandant Oberst Gerhard Wilck dem Führerbefehl gehorchte: »Halten, bis zum letzten Mann!« Und wenn er es geschafft hätte, die Amerikaner noch länger hinzuhalten, wäre er General geworden. Wilck war Taktiklehrer. Als er den Befehl erhielt, wusste er schon und sagte es auch, dass er Aachen nicht halten könne. Auch Gerhard Graf von Schwerin hatte Recht. Er behauptete, man könne im Talkessel Aachen nicht wirksam gegen die Amerikaner verteidigen.

Manche amerikanische Militärexperten haben den Plan für die Ardennenoffensive später als genial betrachtet. Weshalb ist diese Großoffensive trotzdem bereits nach einem Monat völlig gescheitert?

Weil die Deutschen nur 600 Panzer zur Verfügung hatten. Das Scheitern der Ardennenoffensive lässt sich leicht erklären: Die Deutschen hatten drei Panzerarmeen mit nur 600 Panzern sowie keine Flugzeuge und viel zu wenig Treibstoff. Die deutschen Panzer waren zwar größer und hatten stärkere Kanonen. Aber die Amerikaner hatten Munition und Treibstoff ohne Ende.

In den meisten Kriegsberichten spielt Bastogne die zentrale Rolle in der Ardennenschlacht. War die Entscheidung in St.Vith nicht doch bedeutender?

Absolut. Bastogne war aufgebauschte Propaganda. Natürlich hat man Bastogne gehalten. Aber das wurde von den Amerikanern hochgeputscht, weil sie Erfolge brauchten. St.Vith ist eigentlich die Stadt, die am meisten während der Ardennenoffensive gelitten hat - mehr als Bastogne. Ich nenne ein anderes Beispiel: Am 17. September 1944 fuhren die Amerikaner in Roetgen ein, und wenig später brachte die »New York Times« die Schlagzeile »Die Stadt Roetgen ist erobert«. Dabei ist Roetgen ein kleines Eifeldorf. Die US-Armee brauchte unbedingt vorweisbare Erfolge in der Heimat, weil viele Eltern dieser Achtzehnjährigen sich fragten, warum ihre Söhne im weit entfernten Europa sterben mussten.

Im Gegensatz zur belgischen Eifel ist das Eupener Land vom Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont geblieben. Haben die Weserstädter und die benachbarten Dörfer nur einfach Glück gehabt?

Ja. Denn die deutsche Offensive sollte ursprünglich den Raum Monschau/Eupen mit erfassen. Ich weiß von Monschau, dass es vom Krieg verschont wurde, weil die Amerikaner das Städtchen aus dem Reiseführer »Baedeker« kannten. Auch die deutsche Generalität hat Monschau vorher, beim Planen, bewusst verschont. Man argumentierte, die Straßen seien für Panzer zu eng.

Bei der furchtbaren Schlacht im Hürtgenwald gab es 68000 Tote. Weshalb haben die Alliierten das unübersichtliche Gelände nicht umgangen?

Das fragte sich auch der amerikanische Chefhistoriker Charles B. McDonald, den ich nach dem Krieg in Lüttich getroffen habe, da war der frühere Hauptmann aus der Ardennenoffensive inzwischen »The chief of military history« der Regierung in Washington. Er meinte damals, seine Landsleute hätten nur im »Baedeker« nachzuschauen brauchen. Die beteiligten amerikanischen Generäle haben erst 15 Jahre nach Kriegsende zugegeben, dass sie große Fehler begangen haben. Es kostete sie sieben Divisionen!

In einigen Jahren werden die letzten aktiven Kriegsteilnehmer gestorben sein. Werden sich die nachfolgenden Generationen noch für die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs interessieren? Werden Ihre Heimatbücher über den Krieg in Zukunft noch gelesen?

Ich denke schon, mindestens vier davon plus das Schmuggelbuch. In England erscheinen heute noch neue Bücher über die Kriege von Napoleon. Interessant finde ich, dass Ostbelgien jetzt beginnt, den Blutzoll von damals in Tourismus umzumünzen, wie das beispielsweise in Waterloo oder Verdun schon früher geschah. Auch im Hürtgenwald, in Vossenack, gibt es ein Museum. Allerdings finde ich es gar nicht in Ordnung, dass man im Bastogne-Museum neu produzierte SS-Ärmelstreifen verkauft hat. Dagegen ist das Museum im luxemburgischen Diekirch besonders vorbildlich. Es zeigt objektiv jeweils die amerikanische und die deutsche Sicht auf die Ardennenoffensive, auch in zwei Büchern.

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