60. Jahrestag der Befreiung

Entscheidung in St.Vith

Für den Angriff des 1. Tages (16.12.) sah der deutsche Plan 17 Divisionen vor: Im Norden versuchte Dietrichs 6. SS-Panzerarmee eine Bresche zu schlagen und zwei SS-Panzerdivisionen für einen schnellen Vormarsch zur Maas frei zu machen. Diese Infantrie-Einheiten Dietrichs stießen auf das V. Korps unter General Gerow; die 99. inf.-Div. fiel am 19.12. um etwa 12 km bis zur Höhe von Elsenborn zurück. Dort hielt sie mit der 1. Div. allen feindlichen Angriffen stand.

General Dietrich


An der Südseite der 6. SS-Panzerarmee sollte die 5. Panzerarmee unter General von Manteuffel angreifen. Sie sollten die 106. Inf.Div. angreifen, die Schneifel abschneiden und rasch nach St.Vith vorrücken. Weiter südlich sollten das 58. und das 47. Korps die 28. US-Inf.-Div. überrennen, Bastogne abschneiden und dann zur Maas vorstoßen.

Am Morgen des 16.12. verließen die Truppen von Manteuffels ihre Stellungen in den Wäldern der Westeifel und begannen eine Zangenbewegung um das 25 km östlich von St.Vith gelegene Hochplateau der Schneifel. An dieser Höhenlinie befanden sich das 422 und das 423. Regiment der 106. Us-Inf.Div., die erst vor wenigen Wochen in Frankreich gelandet waren und somit keine Fronterfahrung hatte. Als der deutsche Angriff an Raum gewann und die Zangenbewegung ersichtlich wurde, verlegte das amerikanische Stabsquartier die 7. Panzerdivision nach St.Vith, die sich zu dem Zeitpunkt noch östlich von Heerlen befand. Diese Einheit setzte sich erst am Morgen des 17. Dezember in Marsch und erreichte St.Vith erst gegen 20 Uhr.

Verschlammte Straßen und zurückflutende Truppenteile sorgten für chaotische Verkehrsverhältnisse. General Clarke, der Kommandierende der 7. Panzerdivision, musste den verkehr durch St.Vith sogar zeitweise selbst regeln. Durch diese Verzögerung konnte den eingeschlossenen Truppen des 106. Inf.Div. nicht mehr rechtzeitig geholfen werden, die östlich von Schönberg abgeschnitten waren. Ein sofortiger Angriff auf Schönberg und so einen Rückzugskorrior zu schaffen, konnte nicht mehr durchgeführt werden und die deutschen Truppen standen nur 3 - 4 km vor St.Vith. So wie die Truppen eintrafen, wurden sie in die Verteidigungslinie gesetzt.

In der Nacht zum 18.12., gegen 2 Uhr nachts, lösten die Deutschen einen heftigen Angriff gegen die Stadt aus, was sich in den nächsten 6 Tagen noch oft wiederholen sollte. Es war klar, dass die deutschen Truppen entschlossen waren, die Stadt wegen der einzigen Ost-West-Eisenbahnlinie zwischen dem Rhein und den Ardennen einzunehmen, obwohl dies beim ersten Mal nicht gelang. Die Stadt war als Eisenbahndepot für die 5. und 6. SS-Panzerarmee vorgesehen. Auch das Straßennetz war für das Vorankommen dieser Truppen notwendig.

Am Abend des 18.12. wurde das Stabsquartier wegen des ständigen Beschusses nach Crombach verlegt. An diesem Tag konnten die deutschen Angriffe zurückgeschlagen werden.

In der Nacht vom 18. bis zum 19. Dezember waren Truppenbewegungen auf deutscher Seite zu hören; tagsüber ließ der Druck des Angriffs jedoch nicht nach. Am 20. Dezember wurde die Lage St.Vith zusehends schwieriger und den Amerikanern wurde klar, dass sie es mit einer groß angelegten Offensive zu tun hatten und nicht mit einem lokalen Angriff.

Der Keil, der die 7. Panzerdivision durch die Verteidigung St.Viths in der deutschen Angriffslinie geschaffen hatte und die hartnäckige Verteidigung der 1. US-Inf.Div. im Raum Elsenborn verhinderte in Zusammenkommen der 5. und 6. SS-Panzerdivision und damit ein weiteres Vorrücken nach Westen.

Am 21.12. hielten die schweren Angriffe bis abends an; deutsche Panzerverbände drangen in die amerikanischen Linien ein. daraufhin entschloss sich General Clarke, die eigenen Truppen bis auf die Anhöhen westlich von St.Vith zurückzuziehen. In der Nacht zum 22. 12. kamen die Truppenteile zurück, die östlich von St.Vith überrannt worden waren.

General Bruce Clarke:

Am 22.12. wurde der deutsche Druck immer stärker. Da die Lage immer unhaltbarer wurde, gab Feldmarschall Montgomery den Befehl zum Rückzug für die 7. Panzerdivision. Sie habe ihren Auftrag sehr gut erfüllt, so der Befehlshaber, den der deutsche Plan, St.Vith schon am 17.12. gegen 18 Uhr einzunehmen, war gescheitert - und damit der ganze Ablauf der Offensive.
Der Rückzug sollte am 23.12. ab 6 Uhr beginnen. Das Stabskommando in Crombach rückte in Richtung Beho nach Vielsalm ab; andere Einheiten rückten durch Hinderhausen nach Commanster und weiter nach Westen ab. In der Nacht vom 22. zum 23. Dezember waren alle Straßen gefroren, so dass dieser Rückzug ohne Probleme vonstatten ging.



Die deutschen Truppen, die unter dem Oberbefehl General Hasso von Manteuffels standen, zogen wenige Tage vor Weihnachten wieder in die Stadt ein. An den beiden Weihnachtstagen brach dann die totale Katastrophe über die Stadt herein: An beiden Tagen flogen alliierte Verbände mehrere Bombenangriffe gegen die Stadt, die dadurch praktisch dem Erdboden gleichgemacht wurde. Die genaue Zahl der Todesopfer konnte nie ermittelt werden, doch dürften mehrere hunderte Menschen (Zvilisten und Soldaten) bei diesen Bombenangriffen ihr Leben verloren haben; allein im Keller der Klosterkapelle kamen vermutlich über hundert Personen ums Leben. Von den ca. 600 Häusern der Stadt blieben nur 9 unbeschädigt.

Am 23. Januar 1945 zog die 7. US-Panzer-Division auf ihrem Weg gen Westen erneut durch St.Vith, doch die Stadt hatte keine strategische Bedeutung mehr. Dennoch kann die Verteidigung St.Vith durch General Clarke als wesentlicher Beitrag zum endgültigen Scheitern der Ardennenoffensive betrachtet werden.