60. Jahrestag der Befreiung

Verlauf

Nachdem die alliierten Truppen Frankreich, Belgien, und Luxemburg in einem relativ geringen Zeitraum von vier Monaten von den deutschen Besatzungstruppen befreit hatten, kam ihr rasches Vorwärtsdringen Mitte September 1944 an der Reichsgrenze und an der holländischen Grenze ins Stocken.

Einer der Hauptgründe war wohl das Nachschubproblem, da alle Güter von der französischen Kanalküste aus mit Lastwagen an die Front gebracht werden mussten; ein anderer Grund ist aber auch die Tatsache, dass die Alliierten nicht über genügend Kampfverbände verfügten, um gegen die sich immer mehr auseinanderziehende deutsche Verteidigungsfront von fast 600 Kilometern anzutreten. Das Oberkommando der anglo-amerikanischen Streitkräfte glaubte zudem, dass, obwohl die Deutschen eine Verteidigungslinie an ihrer Reichsgrenze gebildet hatten, keine größere Gefahr vom Gegner ausging, da sie der Meinung waren, dieser könnte nicht genügend Reserven und Streitkräfte aufbringen, um zu einem größeren Gegenschlag auszuholen.

Doch die Vermutungen der Alliierten haben sich nicht als richtig erwiesen. Die kleine Verschnaufpause ihrer Armeen ermöglichte dem Oberkommando der Wehrmacht Vorbereitungen für eine Großoffensive in der Ardennen zu treffen - einem von amerikanischer Seite als ruhig und gefahrlos eingeschätzter Frontabschnitt, der daher nur leicht verteidigt war. Hitler selbst hatte den "genialen" Einfall zu einem Gegenschlag in den Ardennen. Anfang Oktober 1944 erteilte er dem Wehrmachtsführungsstab den Befehl einen genauen Operationsentwurf auszuarbeiten.

Hitler wollte den Frankreichfeldzug von 1940 wiederholen und mit einer "Blitzkriegtaktik" einen Keil zwischen die britischen und die amerikanischen Divisionen treiben, die Maas überschreiten und bei Antwerpen die Küste erreichen und Teile der gegnerischen Streitkräfte vernichten. Des weiteren sollte Brüssel erobert werden und der sich im Hafen von Antwerpen befindliche alliierte Nachschub sollte ebenfalls erbeutet werden.


Der Angriff sollte im November oder Dezember stattfinden. Da das Angriffsgebiet während dieser Zeit sehr oft unter lang anhaltendem und dichtem Nebel liegt, kann die amerikanische Luftwaffe somit nicht in die Geschehnisse eingreifen.

Am 22. Oktober 1944 wurden Generalfeldmarschall von Rundstedt und Feldmarschall Model mit deren Generalstabschefs in den Plan eingewiesen. Beide legten aber schriftlich ihre Bedenken gegen diese, vom Führer geplante, Offensive vor und von Rundstedt schlug einen anderen Angriffsplan mit näherliegenden Zielen vor. Hitler verwarf diesen aber und ließ die Vorbereitungen weiterführen. In dieser Zeit der Planung, erhielten die Angriffsarmeen Anweisungen über ihre Aufträge.

Die 6. Panzer-Armee, unter SS-Obergruppenführer Sepp Dietrich, sollte zwischen Monschau und Losheim angreifen und später Antwerpen erobern. Weiter südlich stand die 5. Panzer-Armee unter dem General Hasso von Manteuffel.

Sie sollte die Brückenköpfe an der Maas erobern und nach Brüssel weiter stoßen. Die südlich hiervon gelegene 7. Armee unter General Erich Brandenberger sollte genügend Flankenschutz verschaffen. Die Truppen im Kampfraum unterstanden der Heeresgruppe B (Model), die Luftsicherung übernahm das Luftkommando West (J.Schmid) mit 1492 Jägern, 262 Bomber und Schlachtflugzeugen sowie 40 Aufklärern.

Beim Brückenbau und beim Erstellen von Artilleriestellungen wiesen die einzelnen Armeen und Divisionen Mängel auf, die auf die Materialknappheit aber auch auf das Fehlen an Transportmöglichkeiten, Treibstoff und Munition zurückzuführen waren.

Das Kräfteverhältnis zwischen den Angreifern und den Verteidigern scheint zunächst zu Gunsten der Deutschen auszufallen, da sie insgesamt über 23 Divisionen verfügen und die Amerikaner nur 8 aufzuweisen haben. Die amerikanischen Divisionen sind allerdings im Schnitt 1000 bis 2000 Mann stärker besetzt als die deutschen (zwischen 13000 und 15000 Mann). Die Alliierten verfügen außerdem über genügend Nachschub und Ausrüstung und sind ihren Gegnern auch in der Luft überlegen. Des weiteren verleiht ihnen ihr hervorragender Kraftfahrzeugbestand eine hohe Beweglichkeit wie man in den Tagen um Weihnachten 1944 bemerken wird.

Die deutschen Divisionen sind aber auch nicht auf ihrer Sollstärke und der größte Teil der Truppen besteht aus "Volkssturm" und Ersatzmannschaften, denen eine genügende Ausbildung fehlt.

Trotz allen Problemen und Mängeln gelingt es den deutschen Truppen unter größtmöglicher Geheimhaltung und Täuschung aufzumarschieren, ohne dass ihr Gegner etwas davon bemerkt, und diesen in den frühen Morgenstunden des 16.Dezember 1944 vollkommen zu überrumpeln.

Laut Hitlers Angriffsplan sollte die 5. und 6. Panzerarmee gemeinsam den Durchbruch nach Antwerpen erzwingen. Wäre die Operation gelungen, hätten die Deutschen einen großen Teil Belgiens und Luxemburgs (dunkele Fläche) besetzt. Tatsächlich aber gelang es den Angreifern nur, einen Keil (hell) in die Front zu treiben.

Trotz des umfangreichen Aufmarsches gelang die fast völlige Überrumpelung des Gegners, der 1. US-Armee (Hodges). Auch das für einen Erfolg der Ardennenoffensive unabdingbare schlechte Wetter, das die alliierte Luftstreitmacht am Boden hielt, stellte sich ein. Wenn dennoch der erste Anlauf im Norden nach 10 km und in der Mitte nach 30 km ins Stocken geriet, so wegen fataler Unterschätzung des angeblich in der Defensive hilflosen amerikanischen Gegners und wegen Nachschubschwierigkeiten auf den verschneiten und verstopften Straßen. Das Unternehmen "Greif" bei dem als US-Offiziere getarnte SS-Männer Verwirrung hinter den feindlichen Linien stiften sollten, blieb fast ohne Wirkung. Das für den 2. Angriffstag vorgesehenen Ziel, die Maas, wurde nicht erreicht. Immerhin gelang es der 5. Panzerarmee die Einschließung des wichtigen Verkehrsknotens Bastogne und, solange eine niedrige Wolkendecke schützte, der Vorstoss mit der 2. Panzerdivision bis in die Nähe von Dinant.

Im Norden ging eine Kampfgruppe der 1. SS-Panzerdivision unter SS-Obersturmbannführer Peiper schon am 17.12.44 auf Stavelot vor und wurde erst kurz vor einem amerikanischem Benzindepot vom Treibstoffmangel gestoppt; die Panzer mussten von den eigenen Besatzungen gesprengt werden.

Seiner Einheit wurde nach dem Krieg im Malmedy-Prozess die Ermordung gefangener und verwundeter GIs angelastet. Das Gerücht über das Massaker führte in den folgenden Kämpfen zu wachsender Erbitterung und steigenden Verlusten auf beiden Seiten.

Weiter südlich in St.Vith, vereitelte die 7. US-Infanterie Division unter General Clarke das Vordringen der Deutschen über diesen wichtigen Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt hinaus. Die Stadt, die schon am 18.12. in deutscher Hand hätte sein sollen, wurde erst am 23.12. von den deutschen Truppen eingenommen. Die zeitliche Verzögerung machte den deustchen Vormarschplan zunichte und trug wesentlich zum Scheitern der Ardennenoffensive bei.

Nach einer Woche begannen die alliierten Gegenmaßnahmen zu greifen: Der mit Beginn der Ardennenoffensive einsetzende Beschuss des Hafens von Antwerpen mit V-Waffen konnte den reichlich fließenden Nachschub für die US-Truppen nicht gefährden. Mit der Wetterbesserung am 23.12.44 kam die Luftüberlegenheit zudem zum Tragen, sodass Nachschub für die deutschen Verbände nur noch nachts und somit gänzlich unzureichend nach vorn kam. Angriffe auf die weit gedehnten deutschen Flanken zwangen Manteuffel -oft unter Aufgabe zahlreichen Kampfwagen- zur Zurücknahme der Panzerspitzen und ermöglichte der 4. US-Panzerdivision am 26.12.44 den Durchbruch durch den Belagerungsring um Bastogne, das sich aus der Luft versorgt, hatte halten können.

Trotz der Niederlage weigerte sich Hitler, der die Ardennenoffensive vom Führerhauptquartier "Adlerhorst" bei Ziegenberg in Hessen leitete, die Rücknahme der deutschen Truppen auf die Westwall-Stellungen anzuordnen, sondern befahl Kampf um jeden Meter Boden. Doch dieser Plan war schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt, da Hitlers Armeen nicht mehr über die nötigen militärischen Mittel verfügten. Kurz gesagt, verschlang die Operation " Wacht am Rhein" die letzten deutschen Reserven und nun konnten die Amerikaner nicht mehr an ihrem Vorstoß ins Herz von Deutschland aufgehalten werden. Es dauerte noch bis zum 16.1.1945 bis der durch die Ardennenoffensive entstandenen Frontbogen eingedrückt war, und bis zum 7.2.1945 ehe die Amerikaner die Ausgangsstellungen wieder erreicht hatten. Die Wehrmacht verlor ca. 15.000 Soldaten, 38.600 Verwundete und 30.500 Vermisste, (insgesamt etwa 85.000 Mann), die USA hatten 10.700 Tote, 22.600 Vermisste sowie 42.000 Verwundete (insgesamt ca. 75.000 Mann) zu beklagen.

Die letzten Reserven der Luftwaffe, die allein in den ersten acht Tagen der Ardennenoffensive 1.088 Maschinen verlor, war verheizt.