60. Jahrestag der Befreiung

27.02.2005

Dankbarkeit für die Befreiung

Am Sonntagabend erfolgte in der Pfarrkirche St. Vith eine Wiederholung der offiziellen Feier zum Gedenken an die Ardennenoffensive vor sechzig Jahren. Diese Veranstaltung hatte bereits für geladene Gäste am 16. Dezember im St. Vither Rathaus stattgefunden. Sie stand nun auf vielfältigen Wunsch aus der Bevölkerung hin ein weiteres Mal an.

»In zehn Jahren werden nur noch wenige Zeitzeugen leben«, erläuterte der St. Vither Schöffe Lorenz Paasch, der mit dem Präsidenten des Geschichtsvereins Zwischen Venn und Schneifel (ZVS) St.Vith, Klaus-Dieter Klauser, in einer Arbeitsgruppe die aufwendigen Schwerpunkte der Gedenkfeiern ausgearbeitet hat. »Aber das Gedenken an sie und ihre Angehörigen sowie an die Gründe für diesen Krieg darf nicht mit ihnen sterben«, forderte der Redner.

Bürgermeister Christian Krings erinnerte einleitend an den Beginn des Infernos am 16. Dezember 1944 als traurigen Höhepunkt eines vierjährigen Naziregimes. Mit der Zerstörung der kleinen Stadt St. Vith, dem wahllosen Töten von Zivilisten, Frauen und Kindern habe das Grauen eine noch schrecklichere Dimension erreicht.

Am 25. und 26. Dezember 1944 wurde St. Vith bombardiert und quasi ausgelöscht. Die Zahl der Opfer wird auf 1500 geschätzt, davon haben allein zirka 300 Menschen den Tod in der Klosterkapelle gefunden.

Auslöser des Krieges

Die Gründe für einen Krieg seien immer noch dieselben, sagte der Bürgermeister, der als Auslöser die Angst vor potenziellen Feinden, den Machthunger, den Kampf um Ressourcen, die ungerechte Verteilung der Güter, die Unterdrückung, die Ausbeutung und den Rassismus anführte.

Der Tod und die Verwüstung hätten aber auch das Ende einer Diktatur bedeutet. Ein Dank galt Brüssel, welches die Patenschaft für den Wiederaufbau von St. Vith übernommen hatte. Die Nachkommen seien in den vergangenen Jahren versöhnt worden, wie zahlreiche Partnerschaften unter Gemeinden über die Grenzen nach Deutschland und Luxemburg zeigten, unterstrich das Gemeindeoberhaupt. Eine aktive Zusammenarbeit sichere eine friedliche Zukunft. Frieden müsse im Herzen der Menschen beginnen und die Verständigung sei wichtiger als das Pochen auf jedermanns Recht.

Ausstellung

Lorenz Paasch ließ anschließend die verschiedenen Etappen der Gedenkfeiern Revue passieren, betonte die Wichtigkeit der Ausstellung, die noch bis zum 8. Mai in der Pfarrkirche zu besichtigen ist und auch schon zahlreiche Schüler mit ihren engagierten Lehrern angesprochen hat. »Sie haben das Glück, die Erinnerung an den Krieg nicht aus eigener Erfahrung zu kennen«, so der Schöffe, der auch nicht die Alliierten als Sündenbock für die Zerstörung und die vielen unschuldigen Toten sehen möchte, »denn es bleibt festzustellen, dass der Krieg bewusst und von langer Hand vorbereitet wurde, und zwar vom Nazi-Regime, von dem uns die Alliierten befreit haben. Wir dürfen das einfach nicht vergessen, wenn wir nicht denen, die wieder oder immer noch Nazi-Ideen huldigen, Wasser auf die Mühle gießen wollen«.

US-Politik

Auch wenn Lorenz Paasch der heutigen amerikanischen Außenpolitik skeptisch gegenüber steht und auch wenn er das damalige militärisch notwenige Maß an Zerstörung und Tötung nicht gutheißen kann, ändert das nichts an seinen Gefühlen der Dankbarkeit für die damalige Befreiung.

Als Zeichen der Anerkennung hatte der US-Veteran Russel D. Hoff, den Lorenz Paasch rein zufällig in einem Café kennen gelernt hatte, am 16. Dezember eine Medaille der Stadt St. Vith erhalten, stellvertretend für alle jungen Soldaten aus Übersee, die ihr Leben für die Befreiung aufs Spiel gesetzt hatten.

Quelle : www.netecho.info