60. Jahrestag der Befreiung

27.12.2004

»Das Theaterstück Irgendwo übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus«, so Regina, die zum vierten Mal den Rundgang durch St.Vith mit erlebte und auch dieses Mal aufs Neue beeindruckt war. Immer wieder aktuell auf Ort und Situation zugeschnitten, basiert das Theaterstück von Agora auf dem »Märchen vom Wünschen« von Arthur West.



Im Gedenken an die Zerstörung von St.Vith vor sechzig Jahren wurde die Aufführung in die Reihe »Denk-Mal« eingebettet und von Regisseur Marcel Cremer und seinem 23 Personen zählenden Ensemble auf dieses Ansinnen überarbeitet.

Siebzehn Stationen

So blieb zwar die Geschichte vom kleinen Hans, der ohne Eltern und bald auch ohne Pflegetante in die Welt hinausgeschleudert wurde, die Basis der Inszenierung, doch wurden Zeitzeugenberichte eingearbeitet, die vorgelesen oder als Videoeinspielung ergreifend auf die zahlreichen Besucher wirkten. »Wir hatten in etwa 50 Voranmeldungen und 150 Leute sind schlussendlich gekommen«, so Marcel Cremer erfreut über so viel Resonanz.

In Zwölfergruppen wurden die Besucher hintereinander bei Beinahe-Vollmond und eisigen Temperaturen auf siebzehn Stationen durch St.Vith geleitet. Ausgang und Ende war das Chiroheim. Die Besucher erlebten Hans' Geburt in der Klosterkapelle, die Konfrontation mit dem »Unheiligen des Windes« am Heimatmuseum, Tante Rosas Tod am Stellwerk, das Betteln eines Obdachlosen an der Pfarrkirche, die drohende Erwartung des Todes im stockdunklen Büchelturm, das Erstellen einer Wandzeitung in der Pulverstraße, eine einsame Frau, die auf die Rückkehr ihrer Kinder hofft und wartet, den Widerstand am Denkmal gegenüber dem Friedhof, den Lichtbaum auf dem Friedhof, wo die Erinnerungen an den Krieg von Leo M. aus Hinderhausen vorgetragen wurden, den Tod eines Soldaten im Feld, die singende »Unheilige des Wassers« am Steineweiher, den Schuhkäufer, der Schuhe gegen Nägel tauschen wollte, den »Unheiligen des Feuers«, der mit Wärme Werbung für eine rechtsradikale Partei schüren wollte, den »Wanderer« in der Unteren Büchelstraße, der die Antwort auf die Frage nach dem Grund für den Wiederaufbau gab, nämlich den einfachen Wunsch zu leben, die Erinnerung von Nora Clohse auf TV-Bildschirm im freien Feld, vom brennenden St.Vith und dem Zusammenhalt derer, die noch helfen konnten sowie abschließend den Wunschbaum im Chiroheim, an dem jeder Besucher seinen Zukunftswunsch aufschreiben konnte.

Bedenkzeit erbeten

Mit einem Wiegenlied, hier als »Wecklied«, weiteren Zeitzeugenberichten (auch gestern und heute auf KA3), Akkordeonmusik und einem Glühwein nahm der Abend unter regem Austausch seinen Ausklang.

»Einiges wirkt für mich noch zusammenhanglos, braucht sicher Bedenkzeit, bis alles klar ist«, so Martha aus Hergenrath, die die Aufführung wie alle anderen als ergreifend und gelungen empfunden hat. Bewunderung galt auch den Schauspielern für ihre authentische Leistung.

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