ZVS - Der Zug kommt

Güterverkehr auf der Vennbahn


Seit der Inbetriebnahme der Strecke Lommersweiler - Ulflingen war die einstige Nebenbahn zur überregionalen Bahnverbindung geworden, die das Aachener Kohlerevier mit dem luxemburgisch-lothringischen Erzbecken verband. Aber auch der hiesigen Landwirtschaft wurde durch die Vennbahn ein bemerkenswerter Aufschwung beschieden.

Da Luxemburg zum deutschen Zollverein gehörte, Lothringen 1871 annektiert worden war, erwuchs einem Thomasstahlwerk in Aachen wegen der geringen Frachtkosten ein erheblicher Standortvorteil gegenüber den entfernter gelegenen Stahlkochern des Ruhrgebietes. Der Transport von einer Tonne Rohstahl betrug auf dem Schienenweg für die Strecke Luxemburg - Rothe Erde 5,20 Mark, für Fracht bis Ruhrort 7,7 Mark. Verlud man den Rohstahl in Koblenz auf Rheinschiffe, waren 6,20 Mark zu zahlen. Um mindestens 1,72 Mark verringerte sich also pro Tonne Fertigfabrikat die Produktionskosten in Rothe Erde. Auf der Strecke fuhren um 1910 täglich 16 Personen- und 24 Güterzüge, die Minette zur Eschweiler Konkordia-Hütte, Roheisen zum AHAV und Kohle des EBV nach Luxemburg brachten.

Aus: P.Emunds, Rauchfahnen-Streikfahnen-Staubfahnen, 1989

In der Tat war die Bahn für den Absatz der landwirtschaftlichen Produkte außerordentlich wichtig. Vor allem jene Marktorte nahmen einen Aufschwung, die an einem Bahnhof lagen.

So etwa St.Vith, das alte Zentrum der Ardennen mit dem Einzugsbereich der Kreise Prüm und Malmedy. Hier sollen bis zu 20 Waggons Vieh pro Markttag von Kölner Händlern verladen worden sein. Sie gingen in die Randgebiete der Eifel und ins Ruhrgebiet zur Versorgung der dortigen Bevölkerung mit Fleisch. Über die Auftriebszahlen einiger Jahre gibt die nebenstehende Tabelle Auskunft.



Aus: Arbeitskreis Eifeler Museen (Hg.),
Dünnbeinig und mit krummem Horn, 1986

In St.Vith ist auch das gesamte Wirtschaftsleben durch die Bahn am stärksten gefördert worden. Das geht aus der Einwohnerzunahme hervor. Das Städtchen zählte im Jahre 1825 800 Einwohner, die in 50 Jahren auf nur rd. 1.240 und dann im Jahre 1885 auf rund 1.350 gestiegen waren. Dann begann aber bald nach der Eröffnung der Bahnen eine merkliche Zunahme; im Jahre 1895 waren es rd. 1.940, 1905 bereits 2.200 Einwohner. Den Höhepunkt bildete das Jahr 1917 mit 2.740 Personen

Aus: K. Kaufmann, Der Kreis Malmedy, Bd.II, 1961