ZVS - Der Zug kommt

Streit um den Bahnhof Lommersweiler


Bei der Fertigstellung des Teilstücks St.Vith - Bleialf war nur eine Haltestelle in Steinebrück für den Verkehr eröffnet worden. In Bezug auf den Bahnhof Lommersweiler war eine Streitsache entstanden, so dass dieser dem öffentlichen Verkehr bei der Eröffnung versperrt blieb. Es ging um den einzigen Verbindungsweg von der Ortschaft zum Bahnhof. Schon während des Bahnbaus war es hier zu mehreren Zwischenfällen gekommen. Die Eisenbahnverwaltung hatte die Gemeinde Lommersweiler aufgefordert, diesen Weg zu erwerben und als öffentlichen Weg auszubauen. Die Gemeinde weigerte sich jedoch. Auch als die Strecke nach Ulflingen eröffnet wurde (4.11.1889) bestand zwar ein Bahnhof Lommersweiler, doch war dieser wegen des fehlenden Verbindungsweges nicht in Betrieb: die Züge hielten zwar hier doch konnte niemand zusteigen oder Güter aufgeben. Dieser Zustand veranlasste den Pfarrer Hoffstadt eine Bittschrift an den Bürgermeister zu richten, was jedoch auch nichts fruchtete. Einige Einwohner von Lommersweiler brachten ihren Unmut über den nicht in Betrieb befindlichen Bahnhof mit "Sabotageakten" zum Ausdruck. So ereignete sich am 31.1.1890 ein Eisenbahnunglück, als der von St.Vith einlaufende Zug wegen falscher Weichenstellung mit voller Kraft auf einen mit Sirupfässern beladenen Güterwagen auffuhr. Dieser Wagon kippte daraufhin den Damm hinunter und die süße Brühe ergoss sich in die Braunlauf. Auch kam es vor, dass schwere Steine oder andere Gegenstände zwischen oder auf den Schienen lagen oder dass vorbeifahrende Züge mit Steinen beworfen wurden. Der Gemeinderat blieb hartnäckig, so dass der Bezirksausschuss der Kreisbehörde am 8.4.1892 die Bahnverwaltung dazu verurteilte, einen Verbindungsweg zwischen Bahnhof und Dorf anzulegen und zu unterhalten. Mit diesem Urteil hatte die Streitsache dann ein Ende gefunden und Lommersweiler hatte nach drei Jahren seinen Bahnhof.


 Ansicht des Bahnhofs (und des strittigen Weges) (um 1930)