Kaum war die Vennbahn ein Jahr in
Betrieb, stellte man eine Entwicklung fest, die sich vielleicht bei genauer
Prüfung der Verhältnisse bereits hätte voraussehen lassen: Nach der Eröffnung
der Strecke St.Vith - Ulflingen am 4. November 1889 war aus der bisherigen
Nebenbahn eine internationale Verbindung geworden, auf der Kohle und Koks vom
Aachener Revier ins luxemburgische Erzgebiet transportiert wurde und in
umgekehrter Richtung Eisenerz zu den Hochöfen an Rhein und Ruhr befördert
wurde. Zwischen Aachen und St.Vith verkehrten zu dem Zeitpunkt täglich 6
durchgehende und 4 lokale Personenzüge. Zudem kamen auch noch mehr als 20
Güterzüge. Den Personenzügen wurden bisweilen auch Güterwagons angehängt um
alles befördern zu können. Auf Dauer war eine eingleisige Strecke natürlich mit
einem solchen Verkehrsaufkommen überfordert: Verspätungen traten auf, die trotz
der auf 50 km/h angehobenen Geschwindigkeit nicht vermieden werden konnten.
Nach einigen Unfällen auf der Strecke tauchten Überlegungen auf, den Verkehr durch
den Einbau eines zweiten Gleises zu entlasten, doch es sollte immerhin noch 20
Jahre dauern (bis 1909), bis das 2. Gleis auf der gesamten Vennbahnstrecke zur
Verfügung stand. Zwischen St.Vith und Lommersweiler war dies mit erheblichen
Arbeiten verbunden, denn die Brücken und die Tunnel (2. Tunnel: 165 m) mussten
verdoppelt werden. Im Lommersweiler Bahnhof wurde die Bahnhofsplattform
verlängert und verbreitert. Auch wurden 3 unterirdische Zugänge zu den
Bahnsteigen angelegt - eine immense Konstruktion, der wohl militärstrategische Überlegungen zu Grunde lagen. Diese Unterführungen wurden nur zur deutschen
Zeit (vor 1920 und zwischen 1940-1945) benutzt. Der mittlere Bahnsteig, der die
beiden Gleise 2 und 3 trennte, wurde bis zuletzt von der SNCB für den Personenverkehr
genutzt. Das Gleis 1, das entlang des Bahngebäudes verlief, war eine Sackgasse
und diente als Holzverladestation Auch die Brücke über die Braunlauf (in
Richtung Steinebrück) wurde verdoppelt. Hier hat man erstmals die Betonbauweise
angewandt, sodass der Bau erheblich schneller ging. Beim Bau des 2. Gleises
waren hauptsächlich Kroaten beschäftigt; man nannte sie "Monarchen",
sehr wahrscheinlich weil sie aus der K.u.K.-Doppelmonarchie stammten.
Plan des Bahnhofs Lommersweiler 1911