Im Zuge des Versailler Vertrages (1919), als die Gebiete von Eupen, Malmedy und St.Vith zu Belgien kamen, wurde die 1,134 km lange Bahnlinie durch den deutsch gebliebenen Ort Hemmeres zu belgischem Territorium: Von der Ourbrücke, die im Anschluss an den Tunnel von Hemmeres den Grenzfluss überspannte bis Auel verlief die Eisenbahn durch deutsches Gebiet und bildete eine Enklave. Die Belgier hätten gern den von der Bahnlinie abgetrennten Teil des Dorfes in ihr Staatsgebiet einverleibt, doch scheiterte dies am Einspruch der Einwohner. Der Bahnkörper mit einem Streifen von 5 m wurde belgisches Hoheitsgebiet - genau wie das Bahnwärterhäuschen in der Ortsmitte, das von einem belgischen Beamten bewohnt wurde. Einige Felder lagen nun in belgischem Gebiet und die Einwohner mussten einige Kontrollen über sich ergehen lassen, um ihre Ernte einzufahren. Solche Erntefahrten mussten von der Zollstelle in Steinebrück genehmigt werden. Der Personenverkehr verlief reibungsloser, denn mit Hilfe eines grünen Ausweises konnte man einfacher passieren. Dennoch hat die Grenze das Zusammenleben der Menschen beeinträchtigt, denn sie zerschnitt einen bis dahin wirtschaftlich einheitlichen Raum.
Erst in der Westwallzeit
kontrollierten die belgischen Zöllner strenger und seit September 1939 bis Mai
1940 war die Grenze sogar völlig dicht. Im September 1944 sprengte deutsches
Militär die Bahnbrücke über die Our. Nach dem Krieg blieb die Grenze dicht und
die Ländereien kamen unter belgische Sequesterverwaltung.
Eine ähnliche Situation entstand übrigens nach dem 1. Weltkrieg zwischen Raeren und Kalterherberg, wo die Vennbahn (Gleiskörper, Aufbau, Bahnbauten) belgisch wurde, wogegen das umliegende Gebiet bei Deutschland verblieb. Während die Vennbahn nach wie vor dort belgisches Hoheitsgebiet ist, ist die Bahntrasse zwischen Hemmeres und Auel wieder an Deutschland zurückgegeben worden, und zwar im Zuge der Rückgabeverhandlungen des Jahres 1956, als Hemmeres wieder an die Bundesrepublik Deutschland zurück kam.