ZVS - Der Zug kommt

Rede

Auszug aus der Rede des ZVS-Vorsitzenden Klaus-Dieter Klauser:

Als am 5. Mai 1835, also vor 170 Jahren, der erste Eisenbahnzug von Mechelen nach Brüssel fuhr, säumten viele begeisterete Zuschauer die Bahnstrecke und bestaunten dieses Wunderwerk, das in den folgenden Jahrzehnten einen Siegeszug ohne gleichen antreten sollte. Es dauerte zwar noch 50 Jahre bis die Eisenbahn auch unsere Gegend "eroberte", doch auch hier löste der "Feuerwagen" Begeisterung und Bewunderung aus, wie es in zeitgenössischen Berichten aus den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zu lesen ist. Bei der Eröffnung der einzelnen Abschnitte der Vennbahn hätten sich wohl die wenigsten träumen lassen, dass diese Errungenschaft der industriellen Revolution unserer abgelegenen Gegend Arbeit und Wohlstand bescheren würde, denn die wichtige Güterverkehrsverbindung zwischen Aachen und Luxemburg übers Hohe Venn erwies sich als wahrer Impulsgeber des hiesigen Wirtschaftslebens. Mit dem Wegfall dieser Verkehre in den 1930er Jahren begann dann auch der Niedergang der Eisenbahn in unserem Raum, die durch die Zerstörungen des 2. Weltkrieges wohl den Gnadenstoß erhielt. Die Vennbahn ist leider keine 100 Jahre alt geworden und die Nebenbahnen - zumeist im Ersten Weltkrieg erbaut - wurden bereits schon nach nur 30 bis 40 Jahren Betriebszeit abgebaut. In den 1990er Jahren erlebte die touristische Vennbahn eine Art Renaissance, die mittlerweile jedoch auch wieder der Vergangenheit angehört. Eine andere Art der Nutzung, die offenbar sehr viel Anklang findet, ist das Wandern und das Radfahren auf dem Gleisbett der Vennbahn. Die Trassen bieten hierzu ideale Bedingungen und die herrliche Landschaft gibt's gratis dazu. Unterwegs gibt's dann noch tatsächlich einige bemerkenswerten Relikte der einstmals stolzen Bahnverbindung zu sehen, wie z.B. die Amelbrücke in Montenau, den von-Korff-Viadukt in Born oder aber die Tunnels und die Unterführungen im Bereich des ehem. Bahnhofs von Lommersweiler. Und eben auch hier dieses Haus, in dem wir uns heute befinden, ist ein Relikt aus und ein Denkmal an diese Zeit: die ehemalige Bahnmeisterei des bedeutenden St.Vither Bahnhofs, der mit seinen 26 Gleisen zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt der Eifel geworden war. Alles an diesem Haus erinnert an die Eisenbahn: die unverkennbare preußische Architektur, die Signalzeichen, das Stationsschild, die Bahnlampe, die Bank. Bislang erinnerte nichts im Haus an die gloreiche Zeit der Bahn, in der die kleine Stadt am Büchel und die Dörfer an der Strecke sich wirtschaftlich gut entwickeln konnten.


Dies ist ab heute anders: Als Reverenz an die geschichtliche Vergangenheit des Hauses und zur Erinnerung an die wohl bedeutendste gesellschafts-ökonomische und landschaftliche Umwälzung des 19. Jahrhunderts eröffnen wir heute die Ausstellung zur Geschichte der Eisenbahn im Land zwischen Venn und Schneifel - eine Ausstellung, die eigentlich längst überfällig war, die aber nun endlich dank vieler ehrenamtlicher Helfer und dank fachlicher Unterstützung dem Publikum gezeigt werden kann. Mit Freude und Stolz darf ich Sie einladen, nachher in kleinen Gruppen, die Ausstellung in Augenschein zu nehmen und in die Eisenbahn-Atmosphäre einzutauchen, denn Sie werden von den verschiedenen Teilen der Ausstellung begeistert sein: zunächst von unserem Prunkstück: den Modellnachbauten des St.Vither, des Lommersweiler und des Steinebrücker Bahnhofs, dann von dem geschichtlichen Rundgang durch 120 Jahre Eisenbahngeschichte in unserem Gebiet und schließlich von den vielen Objekten, an denen der Ruß und das Öl der Loks und die Betriebssamkeit des Bahnbetriebs noch fassbar ist. ...


...Von der Eisenbahn, besonders von der Vennbahn, geht nach wie vor eine geheimnisvolle Faszination aus, die sich sowohl mit den urwüchsigen Dampflok-Kolossen, mit dem durch und durchorganisierten Bahnbetrieb und nicht zuletzt mit der abwechslungsreichen Landschaft, durch die die Strecke fährt, erklären lassen. Einen kleinen Einblick in diese faszinierende Welt bietet unsere Ausstellung; lassen Sie sich verzaubern vom Charme der Landschaft, von der Präzision der Technik und von der spannenden Geschichte, die in Texten, Bildern und Karten dargestellt wird. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Rundgang und der Ausstellung wünsche ich viele interessierte und begeisterte Besucher. Ich darf Sie daher alle bitten, Ihr Glas zu erheben und mit mir auf den Erfolg der Ausstellung anzustoßen. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.