Die Goldsuche in der Eifel – „Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles“

Abgelegt in Geschichtliche Themen

Geschrieben am 23.01.2012

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Die Goldsuche in der Eifel
„Am Golde hängt, nach Golde drängt doch alles“

von Kurt Fagnoul – Monatszeitschrift „Zwischen Venn und Schneifel“ 2/1965, Seite 13

Nur träge schleppt sich die Amel in der Nähe des Quellgebietes durch die Krümmungen und von den Wiesenbächen gestärkt, strömt sie mit immer stärkerem Schwall talabwärts. Jedem Naturfreund unseres Heimatlandes wird das Ameltal ein wohlbekanntes Erholungs- und Ausflugsziel sein. Typische Eifeldörfer mit ihren alten Bauernhöfen, mit den von den Anhöhen wie Burgen hervorragenden Kirchtürmen, gestatten dem Besucher einen weiten Ausblick über die saftigen Weidekoppeln, welche von Laub- und Fichtenwäldern umgeben sind.

Wie viele Jahre schon mag sich unsere Heimat so dem Auge preisgegeben haben? Ja, wie lange schon spült die Amel in ihrem alten Flußbett die Ufer aus? Wie viele Geschlechter sind dem Amellaufe schon gefolgt und haben die Amel auf ihre Schätze untersucht? Großer Verdienst in dieser Hinsicht gebührt dem ehemaligen Kreisschulinspektor Dr. Esser, der ein vielseitiges Wissen hatte.

Ihm fielen bei seiner Wanderung im Ameltale die Erdhaufen auf, welche die Ufer des Baches säumten. Noch heute sind diese Hügel bei Montenau wahrzunehmen. Die ursprüngliche Annahme, dass es sich um Reste wallartiger Dorfbefestigungen handele, hatte Dr. Esser bezweifelt und auf seine Veranlassung hin ließ der damalige Ortsvorsteher von Montenau diese Schutthügel untersuchen.

Um das Jahr 1880 begannen die Untersuchungen und brachten spitze Werkzeuge, durchlöcherte   Schieferstücke, Asche, kleine Hufeisen sowie Sand und Geröll mit derselben Beschaffenheit zu Tage wie der Sand der Amel. Diese Hügelreihen erwiesen sich nun als keltisch-römische Goldseifenhügel. Warum sollte diese Annahme nicht den Tatsachen entsprechen? Berichtet Cäsar doch, dass die römischen Soldaten als Beute aus dem Eburonenlande solche Mengen Gold mit nach Rom überführten, dass dort der Wert des Goldes sank.

Goldwaschplatz am Schinderbach, links im Bild Friedrich Jung, ZVS-Archiv

Einen weiteren Beweis erhielt Dr. Esser bei seinen Forschungen, als er auf ein Werk des Dr. Bevy „Promenades historiques“ stieß, dass im Jahre 1833 herausgegeben wurde. Der Wortlaut war wie folgt:
„Einer der Abhänge, an deren Fuß die Wasser der Amel fließen, heißt „la Heid de la mine d’or“. Es mögen jetzt (1833) dreißig Jahre her sein, als die Bauern aus der Umgebung von Quarreux (am rechten Ufer der Amel, 17 Km nordwestlich von Stavelot) Ausgrabungen machten, um nach dem wertvollen Metall zu suchen. Sie brachten dann Proben ihrer Funde zu Herrn Desmousseaux, dem Präfekten des damals französischen Ourthedépartements. Dieser bedeutete ihnen, dass ihre Bemühungen zweifellos lobenswert seien, dass er aber trotzdem viel lieber sähe, wenn sie ihre Kartoffelfelder bearbeiteten. Es scheinen aber nicht alle Teilhaber der Heid de la mine d’or diesem etwas hausbackenen Rate gefolgt zu sein, denn einer von ihnen zählt heute zu den “Millionären“.

Versuchten also diese Bauern am Unterlaufe der Amel noch im Jahre 1803 mit Erfolg Gold zu waschen, so ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dass auch Goldkörner durch Anschwemmung in das Flussbett geraten sind und in alter Zeit ausgewaschen wurden.

Doch nicht nur Dr. Esser hat sich für diese keltisch-römischen Goldseifenhügel entlang der Amel interessiert. Bereits im Jahre 1876 hatte der Bergverwalter J. Jung aus Eitorf/Sieg die gleiche Meinung, dass es sich bei diesen Hügeln um Goldwäschehalden handele. Die Meinung vertrat Jung auch vor dem großen Geologen, der Eifel, Berghauptmann v. Dechen in Bonn. Von Dechen dagegen hielt diese Hügel, wie Bormann bereits im Jahre 1841 geäußert hatte, in seinem geschichtlichen Beitrag zu den Ardennen, für Gräber aus der Vorzeit. Bis zum Jahre 1886 ließ Jung diese Meinungsverschiedenheit auf sich beruhen. Zu dieser Zeit wurde er als geologischer Sachverständiger beim Bau der Vennbahn Aachen – St.Vith, nochmals nach Montenau verschlagen.

Nun konnte er von neuem sich seinem alten Gedanken widmen und begann die Bachanschwemmungen auf ihren Goldgehalt zu untersuchen. Wir können uns gut ausmalen, mit welchem

Eifer sich Jung an sein Vorhaben heran gemacht hat und schließlich wurde ihm dann das Feld „Himmelsfürst“ bei Born als Goldschürfgebiet überlassen. Noch weitere 19 Überlassungen folgten bis zum Jahre 1902. Die Goldsuche wurde ausgedehnt bis nach Recht und im Norden, bis nach Faymonville.

Bald waren aber die nötigen Geldmittel erschöpft und nach einigen Jahren starb der erste wirkliche Wiederentdecker des Goldvorkommens. So geriet das ganze Unternehmen wieder ins Stocken.

In den folgenden Jahren waren aber plötzlich die Goldfunde hei Montnau populär geworden und manche Nachrichten wurden verbreitet, worin man von gewaltigen Goldfunden in der armen Eifel des Kreises Malmedy sprach. Wenn diese Botschaften denn auch nicht der Wirklichkeit entsprachen so tauchte dann doch bei den zuständigen Stellen die wichtigste Frage auf, ob sich die Ausbeutung des Eifelgoldes wirklich lohnen würde und so für die damalige deutsche Volkswirtschaft von Bedeutung werden könne. Dieser Mutmaßung stand von Anfang an der Aachener Geologe Professor KIockmann gegenüber. Ja, waren nicht alle Flüsse in Deutschland goldhaltig? Hatte man nicht schon Dukaten aus Rheingold geprägt, die noch heute zu den gesuchtesten Münzen der Sammler gehören. Im Jahre 1776 fand man unweit von Bernkastel, in dem Goldbach an der Mosel, ein Stück gediegenes Gold in Größe einer Bohne. Bei den späteren Untersuchungen, die der Landesherr von der Pfalz anstellen ließ, wurde Gold im Werte von 50 „Gulden Rheinisch“ gesammelt.

Der Sohn des Bergverwalters Jung, Friedrich Jung aus Eitorf war in der Zwischenzeit auch nach Montenau verschlagen worden um die Gegend auf ihren Goldgehalt hin zu untersuchen. F. Jung quartierte sich im damaligen Hotel „Brück“ in Recht ein und gab sein Geheimnis als Goldschürfer nicht preis. F. Jung war sehr enttäuscht über seine ersten Versuche und nur aufVerlangen seines Vaters fuhr er weiter mit seinen Untersuchungen fort. Auch die Arbeiter, welche ihm bei seinem Vorhaben behilflich waren, hatten keine Ahnung um was es eigentlich hier ging. Schließlich ließ sich F. Jung einen Trog aus Pitshpineholz herrichten und füllte denselben mit dem Waschsand. Als er den Trog ausspülte, gewahrte er einen Goldschimmer auf den Holzfasern. Nun war der Beweis erbracht. Es gelang F. Jung wieder, Geldgeber für das Goldvorkommen zu gewinnen und wiederum begann die Schürftätigkeit, und zwar am Schinderbach bei Iveldingen. Bei den Goldwaschungen beschränkte man sich nur auf den Nachweis der Fündigkeit. Es wurde festgestellt, dass auf 2000 kg Schotter 0,5 bis 1,5 Gramm, in Ausnahmefällen bis zu 10 Gramm Gold gefunden wurden. Da eine regelrechte Ausbeutung des Goldvorkommens in unserer Heimat sich nicht lohnte, und unsere Gegend sich in große Schutthalden verwandelt hätte, wurde von dem so kostspieligen Verfahren Abstand genommen.

So zeigte sich denn, wie berechtigt die Warnungen der Frankfurter Zeitung vom November 1910 gewesen waren, welche von zu großen Erwartungen Abstand zu nehmen geraten hatte.

So erging es den braven Bauern aus der Umgebung von Montenau und Montenau selbst, wie ihren ehemaligen Kollegen aus Quarreux, die damals auch der fluchwürdige Goldhunger gepackt hatte. Man war in dem Goldrausch schon ein wenig leichtsinnig geworden. Abends spielte man „Kopf oder Adler“ mit der goldenen 20 Markmünze. Die Goldschürfer fanden wieder Freude an ihren altgewohnten Berufen als Viehzüchter und Ackerer und bebauten wieder ihre Felder. F. Jung hingegen zog wieder fort von Iveldingen wo er sich inzwischen umquartiert hatte. Erwähnenswert ist die Feststellung, dass F. Jung in dem Goldgräberdorf seine Lebensgefährtin fand, die er mitführte in seinen späteren Wirkungskreis nach Birkesdorf / Düren.

Anmerkung:

  • Artikel aus der Monatszeitschrift können auch im PDF-Format bestellt werden.

Weitere Quellen zur Goldsuche:

  • Giesen, H.J.: Gold zwischen Eifel und Ardennen, Vorkommen – Herkunft – Geschichte (vergriffen)
  • Gillet, J.C: Die Goldsuche im Ardennen-Eifel-Gebiet (1-5) in ZVS-Monatszeitschrift 1969/4-8, Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“,  Heft 4 (S. 41-44), Heft 5 (S. 66-68), Heft 6 (S. 79-80), Heft 7 (S. 89-92), Heft 8 (S. 102-103)
  • Bertha, A.: Zeitgenössische Berichte zur Goldsuche im Ameltal in ZVS-Monatszeitschrift 1977/4, Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, S. 54
  • Giesen, H.J.: „Feld“-Forschung im Amel-Gebiet in ZVS-Monatszeitschrift 2008/8, Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, S. 155
  • Giesen, H.J.: Bernhard August Wirtz und Friedrich August Möller-Holtkamp – zwei „Kapitalisten“ im Amelgebiet in ZVS-Monatszeitschrift 2009/5, Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, S. 86
  • Albring, H.: Der Wallgraben bei Schlommenfurth in ZVS-Monatszeitschrift 2009/11, Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, S.211
  • Giesen, H.J.: Von Goldgruben, Zwergen und Mühlsteinen (1+2) in ZVS-Monatszeitschrift 2011/2 + 3, Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, Heft 2 (S. 31-34),  Heft 3 (S. 50-54)
  • Giesen, H.J.: Gibt es keltische Goldmünzen aus ostbelgischem Eifelgold? in ZVS-Monatszeitschrift 2011/4, Geschichts- und Museumsverein „Zwischen Venn und Schneifel“, Seite 75

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