ZVS-Wanderung von Malscheid nach Beiler (L)

Abgelegt in Allgemein, Geschichtliche Themen

Geschrieben am 24.09.2011

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Von Römerwegen, Grenzen und einem Gehöft

Lascheid und Malscheid, zwei Orte in unmittelbarer Nachbarschaft mit der -scheid-Endung, deuten die Grenze zweier Herrschaftsbezirke an: Lascheid den Reuländer Teil, Malscheid den Weiswampacher Teil, dies sowohl in weltlicher als auch in kirchlicher Hinsicht. Die Grenze ist geblieben, wenn auch verlagert, denn Malscheid und Lascheid gehören heute zur gleichen Gemeinde. Malscheid gehörte zur Pfarre und zum Hof Weiswampach. Der Hof war Eigentum der Abtei Prüm, aber auch die Herren von Ouren und Reuland hatten hier Herrschaftsrechte. Eine Kapelle wird erstmals 1604 erwähnt. Der heutige Bau stammt laut Türinschrift aus dem Jahre 1779. Malscheid ist laut mündlicher Überlieferung im Mittelalter an der Pest ausgestorben. Beim Bau der
Wasserleitung und beim Bau eines Stalles hat man Mauerreste gefunden. Auch ein alter Friedhof ist geortet worden. Malscheid hat nicht nur eine mittelalterliche sondern auch eine römische und vielleicht sogar vorrömische Vergangenheit. Die Grabhügel aus der Keltenzeit an der Luxemburger Straße künden davon. I.J. 1884 wurde im Hollerborn ein römisches Gebäude aufgedeckt. Die Kleinfunde (Gefäßscherben mit Reliefschmuck, Stücke von Glasscheiben, ein Messer) kamen in den Besitz von Dr. Esser. Auch im Feld gegenüber hat ein hiesiger Landwirt vor einigen Jahren Mauerreste ausgegraben. Er durfte seine Grabungen nicht fortsetzen und daher schlummern diese noch im Boden.
Die Grenze, die heute noch durch Sandsteinkegel markiert wird, entstand nach dem Wiener Kongress 1815, als Europa nach der Niederlage Napoleons bei Waterloo neu geordnet wurde. Mit dem Aachener Vertrag von 1816 legten Wilhelm I., der König der Niederlande und Friederich Wilhelm III., König von Preußen ihre Staatsgrenzen von der Mosel (Schengen) bis zur Nordsee fest, entlang der beiden Königreiche (Niederlande und Preußen), sowie entlang des 1815 geschaffenen Großherzogtums Luxemburg, das in Personalunion mit den Niederlanden verbunden war. Das Königreich der Niederlande umfasste die belgischen Provinzen, ohne die heutigen Ostkantone. Diese fielen Preußen zu und verblieben bis zum Ende des 1. Weltkrieges bei diesem Staat. Der Versailler Vertrag von 1919 sprach sie dann Belgien zu. Die Steine, die wir auf unserer heutigen Wanderung sehen werden (Nr. 67, 66 und 65 ) sind aus Sandstein und sind kleiner und dicker als die schlanken Steinsäulen nördlich von Espeler.
Beim Beiler Kaesfurt verläuft der „Kiem“, ein alter Römerweg, der vom Süden Luxemburgs über Weiswampach zur Reims-Kölner Straße bei Thommen (Einmündung am Kreuzberg) führte. Diese als Kiem bezeichneten Wege folgen fast ausnahmslos den Wasserscheiden und die spärlichen gallo-römischen Funde sind fast ausnahmslos in ihrer Nähe anzutreffen.
Als „Béler-Létem“ bezeichnet man oft die beiden in der Nordspitze Luxemburgs gelegenen Ortschaften, die geschichtlich gesehen jedoch nicht die gleiche Vergangenheit haben und auch heute zwei eigenständige Ortschaften sind. Im Mittelalter gehörte Beiler zur Herrschaft Reuland, während Leithum zum Hofe
Thommen gehörte. Die Einwohner von Beiler waren verpflichtet, die Befestigungsanlagen der Reuländer Burg zu unterhalten. Beide Dörfer gehören heute (seit 1796) zur Gemeinde Weiswampach und beide bilden zusammen eine Pfarrei mit Beiler als Pfarrort. In kirchlicher Hinsicht gehörte Beiler (und Leithum) zur alten Pfarre Weiswampach, eine der größten des Öslings (mit Holler, Binsfeld, Breidfeld, Massen/Ulflingen, Lieler, Wilwerdingen, Malscheid, Beiler und Leithum). Erst zum Ende des 17. Jh. wurde in Beiler eine erste Kapelle erbaut. Rund zweihundert Jahre später (1857) setzte sich der aus Düsseldorf stammende Pfarrer Durst von Weiswampach für den Bau einer neuen Kirche ein. Sein Einsatz hatte Erfolg, denn angesichts reichlich eingehender Spendengelder, konnten die Bauarbeiten noch im gleichen Jahr beginnen. Die Kirche wurde der aus dem Elsass stammenden Heiligen Odila (Augenkrankheiten) geweiht , der zweite Patron ist der heilige Valentin, der Beschützer gegen Viehkrankheiten.
Das ausgedehnte Waldgebiet der Leishard wurde in früheren Zeiten von den Einwohnern der anliegenden Ortschaften genutzt und war auch in deren Besitz. Nachdem die luxemburgische ARBED hier Bodenproben entnommen hatte und das Vorhandensein von Eisenerz feststellte, kaufte sie die Parzellen bei den Privatleuten. Mittlerweile hat ARBED ihren Besitz an die Gemeinde Hotton verkauft.
Die Josefs-Kapelle, an der wir zum Abschluss vorbeikommen, wurde durch den Beiler Einwohner Josef Husch erbaut. Sie wird vorbildlich unterhalten und ist Ziel von so manchem Wanderer.
(K.D. KLAUSER, nach Beiträgen der ZVS-Monatshefte und anderer Quellen)

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